75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Freitag, 22. November 2024, Nr. 273
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Aufklärung statt Desinformation: Müllhaufen der Geschichte vom 09.05.2020:

Statt Chaos ein Aufruf

Nicht nur am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin demonstrieren Wohlmeinende neben einigen Nichtwohlmeinenden, manche, die Bürgerrechte schützen wollen, neben Typen, welche den bewaffneten Trump-Anhängern ähneln, die US-Behörden belagern. Auch Leute, die leugnen, dass es gerade eine Epidemie gibt, Impfgegner und einfach notorische Protestwillige sind darunter. Alle zusammen schaffen ein Chaos, welches der Polizei viele schmerzhafte Möglichkeiten zum »Durchgreifen« bietet. Zugleich bleibt die Partei Die Linke in ihrer Sieben-bis-neun-Prozent-Nische stecken und wird weitgehend kaum wahrgenommen – und das zu einer Zeit, in der schwere politische und ökonomische Kämpfe unweigerlich bevorstehen. Kann sie sich denn nicht mit einem starken Aufruf einmischen, mit etwas, was Millionen verstehen? Ein Vorschlag wäre, in den Parlamenten und vor allem auch auf der Straße laut zu fordern: Zwangsräumungen von Wohnungen gesetzlich verbieten! Auch nach der Epidemie! Wohnen muss Grundrecht werden! Und: Milliarden für Sozialwohnungen, Schulen und Infrastruktur statt für Jagdbomber, Drohnen und Kriegseinsätze! Mit solchen Forderungen – und mit dem Mut zum Hinterfragen des bisherigen Sozialsystems – käme man vielleicht aus dem Chaos und den niedrigen Umfragewerten heraus!
Victor Grossman

Kommentar jW:

Auf diesen Leserbrief antwortete Leser Bernhard May:

Beide Vorschläge von Victor Grossman sind kräftig zu unterstützen. Rüstungsverzicht liegt auf der Hand. In einer Lage, in der so notwendige wie erhebliche öffentliche Ausgaben (bei absinkenden einnahmen) erwartet werden, ist es eine absolute Instinktlosigkeit von Frau Kramp-Karrenbauer (CDU), ausgerechnet für Kampfflugzeuge und Killerdrohnen unser Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauspfeffern zu wollen. Auch könnte sich seit 1999 herumgesprochen haben, dass eben leider nur mehr Die Linke (unter den Parlamentsparteien) auch in Virusärmeren Zeiten gegen Kriege ist, nachdem die Grünen diesen ihren einstigen Programmpunkt so bedauerlich ins Gegenteil verkehrten. In einem Punkt meldet sich Die Linke bereits hörbar: mit der notwendigen Vermögensabgabe. Damit sollten wir alle übrigen Parteien ebenso permanent konfrontieren wie mit deren Rüstungsluxus, zumal es noch nicht einmal um die m. E. ebenfalls notwendige Vermögenssteuer auf Dauer geht – die bekanntlich längst schon von aufgeklärteren Millionärinnen selbst gefordert wird, soweit es sich unter solchen nicht um neureiche Parvenus handelt. Hinsichtlich der hier schon mal willkürlich und dort vorschnell anmutenden Gießkannenverteilung von allerlei Fördermitteln (Adidas, Lufthansa, Pkw zum Glück vielleicht schon etwas weniger …) rächt es sich nun allerdings, dass wir das früher von Genossin Kipping sehr klar verfochtene und letztlich immerhin dezentral weiter diskutierte BGE nicht rascher positiv entscheiden konnten, da vor allem Gewerkschafter und traditionellere Marxisten oft intellektuelle Barrieren dagegen zu entwickel nscheinen. Aktuell gibt oder gab es eine Onlinepetition einer Künstlerin Tonia Merz, Berlin, für ein BGE auf Zeit! Genau das könnte einen Praxistest liefern, ob und wie stark ggf. befürchtete Negativeffekte eintreten. Die diversen industriellen Handaufhalter müssten dann nicht mehr Fürsorglichkeit für ihre Beschäftigten heucheln, auch nicht für die kleinen Selbständigen, mit deren Sache die ihre angeblich zu tun habe. Aber auch die von Victor Grossman prognostizierten Zwangsräumungen könnten dank BGE unterbleiben.

Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.05.2020.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Antwort auf Leserbrief »Tote produzieren nichts«

    Es ist schon seltsam, dass in Teilen der Linken die Illusion besteht, dass der Staat der imperialistischen Bourgeoisie auf einmal im Interesse des Wohles der werktätigen Bevölkerung handelt. Ich will ...
    Stephan Jegielka
  • Schäden einer Therapie

    Die Maßnahmen der Regierung erscheinen immer unverhältnismäßiger angesichts der enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden, die sie verursachen. Nach monatelangem Grundrechteentzug versuc...
    Istvan Hidy
  • Ideeller Gesamtkapitalist

    Der bürgerlich-demokratische Staat handelt in Zeiten der Coronapandemie nicht als Garant der Humanität, sondern als ideeller Gesamtkapitalist. Um die Funktionsfähigkeit der kapitalistischen Produktion...
    Franz Anger
  • Immer mehr Irrlichter

    Alle, die jetzt gegen die »Coronadiktatur« Sturm laufen, möchten bitte darüber nachdenken, was für einen Grund der Kapitalismus haben sollte, sich selbst lahmzulegen. Mir fällt kein anderer ein, als d...
    APO Pluto
  • Tote produzieren nichts

    Man muss sich doch nur mal die Frage stellen: Warum sollte die Regierung der kapitalistischen BRD, die der Bourgeoisie dient und möglichst hohe Profite garantieren muss, die Wirtschaft ohne jede Not p...
    Ralph Petroff
  • Von Bild lernen heißt siegen lernen

    Warum Hygienedemo und nicht »Hygienedemo« oder besser »sogenannte Hygienedemo«? Die Bild-Zeitung (und andere Blätter des westdeutschen Qualitätsjournalismus) haben diese diakritischen Zeichen und dies...
    Heinrich Hopfmüller