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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Klimaaktivisten: Einsparungen Zufall vom 05.01.2021:

Falsche Signale

Luisa Neubauer hat recht. So erfreulich es ist, dass die Klimaziele für 2020 hierzulande als »Kollateralnutzen« der Pandemie doch noch erreicht wurden, so ernsthaft ist die Frage zu stellen, wie wir das für 2021 und alle weiteren Jahre ermöglichen können und müssen. Namentlich kontemplativer lebende Menschen schaffen es zuweilen, individuelle Formen des Verzichts als individuellen Gewinn wahrzunehmen: Das ist respektabel, dürfte aber kaum in größerem Umfang verallgemeinerbar sein. Sind wir – hoffentlich – zu allerlei pandemieangemessener Disziplin bereit, so geschieht das ja in der Hoffnung, die Beschränkungen mögen nicht ewig währen – selbst wenn ich auf lautes Silvester oder auf innereuropäische Flüge gerne auch dauerhaft verzichte und deren Ende tatsächlich als Gewinn sähe. Banger noch als die Frage, wann und in welchem Umfang die Beschränkungen aufgehoben werden können, macht der Ausblick, dass die Klimakrise nicht nur objektiv die viel umfassendere und dauerhaftere ist, sondern dass deren näherrückende Kippunkte keine allzu großen Spielräume mehr lassen: Da hätten wir nun schon seit über 40 Jahren Züge statt Flüge und Fahrräder oder ÖPNV statt Pkw wählen können und so in der Summe den Energieverbrauch, die Emissionen und die Flächenversiegelung eben nicht auf Null, aber vielleicht doch entscheidend reduzieren können. Aber je später wir ernsthaft damit beginnen, desto schneller beschränken wir die gerade noch halboffenen Optionen letztlich doch auf den wenig wünschenswerten Totalverzicht, während wir mit sinnvollen Teilvermeidungen schon lange besser gefahren wären – ob beim Verkehr, beim Strom, bei der Energie allgemein. Eine starke Beschleunigung der Energiewende einschließlich der Verkehrswende ist daher dringend geboten. Die massive Lufthansa-Rettungssubvention ist dafür ein ebenso falsches Signal wie ein völlig überflüssiger Autobahnbau in Nordhessen (durch den Dannenröder Wald) oder die weiteren Tagebauverwüstungen in NRW, Brandenburg und Sachsen bei einer viel zu spät (auf 2038!) terminierten Dekarbonisierung.
Bernhard May, Solingen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.01.2021.