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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Geschichte der Sowjetunion: Mythos Kronstadt vom 09.03.2021:

Großer Fehler

Die Kronstädter Matrosen standen bei Leo Trotzki für »Wert, Tapferkeit und Ruhm des revolutionären Russlands«. Die Sorge des militärischen Strategen Trotzki wegen der strategische Position von Kronstadt, seines eventuellen Falls und die Gefahr eines ausländischen Angriffs war zwar berechtigt, aber ebenso die Forderungen der anarchistischen Rebellen: »Alle Macht den Sowjets und nicht den Parteien« in Gegenposition zur Bürokratisierung und Zentralisierung der jungen Sowjetrepublik. Es wäre zu erwähnen, dass bereits Rosa Luxemburg dies kritisiert hatte. Die Aufständischen, koordiniert vom Anarchosyndikalisten Stepan Petricenko, trugen ebenso berechtigt ihre 15 Forderungen vor. Es wäre im Betrag von Elisa Nowak hilfreich und korrekter gewesen, diese wenigstens teilweise zu zitieren (z. B. geheime Neuwahl der Sowjets, Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit für Anarchisten und Linkssozialisten, Einrichtung von Kulturkommissionen …), sowie den Historiker Paul Avrich. Es ist bekannt, dass in jeder Revolution (besser Aufstand) auch konterrevolutionäre und kleinbürgerliche Elemente mitmischen. Nowak hat m. E. die Rolle der Sozialrevolutionäre übertrieben. Für mich war der anarchistische Aufstand nicht konterrevolutionär. Kronstadt war ein großer Fehler, wenn nicht ein Verbrechen der Bolschewiki. Der Anarchokommunist Erich Mühsam, für den Bolschewismus als Formel für die revolutionäre Räteidee und Lenin als »die sichtbarste Kraft der russischen Revolution« galt, prangerte das »furchtbare Verbrechen gegen die ihre Räterechte verteidigenden Kronstädter Matrosen und Arbeiter« an: »Es sei daran erinnert, dass … der offene Bürgerkrieg in Russland noch in vollem Gange war. Wir wussten, dass die roten Garden, als deren Organisator wir Trotzki liebten, gegen die weißen Banden … im Kampfe standen und ahnten nichts von der Zersetzung innerhalb der proletarisch-revolutionären Kräfte, die mit der Aufhebung der reinen Rätemacht durch die Diktatur der bolschewistischen Partei schon begonnen hatte.«
Leonhard Schäfer, Florenz
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