Leserbrief zum Artikel Moskau: Putin und Biden könnten sich im Juni treffen
vom 26.04.2021:
Alternativloser Vorstoß
Meine Hochachtung gilt unserem Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU), der den Mut aufbrachte, eine offizielle Reise nach Moskau zu unternehmen. Meinen Respekt auch für sein staatsmännisches Auftreten in Moskau, welches nicht nur maßvoll dem Protokoll genügte, sondern auch noch substantiell war, indem er eine Zusage über die Lieferung dringend benötigten Impfstoffs gegen das Coronavirus von der Reise mitbrachte. Er nahm an der Eröffnung des deutsch-russischen Kulturereignisses »Träume von Freiheit – Romantik in Russland und Deutschland« teil, welches in dieser Hinsicht ein Spitzenevent darstellt. Leider war in den Medien bei uns darüber wenig zu hören. Dafür versäumte es der deutsche Botschafter nicht, der aus diesem Anlass ebenfalls in Moskau auftrat, für Ansprüche des sogenannten Systemkritikers Alexej Nawalny einzutreten. Nicht nur ein Fauxpas, ein Fehltritt! Wie auch bei Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), der dem sächsischen Ministerpräsidenten noch Verhaltensrichtlinien für Moskau mit auf den Weg gab. Aber das ist man von westeuropäischen Politikern langsam gewöhnt. Mit seiner Reise setzte Herr Kretschmer die Linie fort, das deutsch-russische Verhältnis gebührend und zum Nutzen Sachsens zu entwickeln. Dazu gibt es keine Alternative. Er setzte damit ein Zeichen gegen die Machenschaften unserer westlichen Demokratie, die Russland entgegen allen Zusicherungen seit drei Jahrzehnten abzudrängen versucht, zu demütigen, mit unbewiesenen Vorwürfen zu belasten, um es zu dämonisieren. Nie ist Russland in den europäischen Integrationsprozess einbezogen worden. Die Mitte Europas liegt in Purnuskes bei Vilnius, Europa endet also nicht an der russischen Westgrenze. Diese Dimension sollten die Europastrategen und ihre Verbündeten aus Übersee begreifen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.04.2021.