75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
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Aus: Ausgabe vom 01.03.2008, Seite 16 / Aktion

Links und unabhängig

Das Angebot, das junge Welt täglich macht, stemmt sich gegen eine Flut von Irreführungen
Viele Faktoren, die aus unserer Sicht eine Zeitung wie diese nöt
Viele Faktoren, die aus unserer Sicht eine Zeitung wie diese nötig machen: Demonstration gegen Überwachungsstaat am 21. September 2007
Vor zwei Wochen zogen wir an dieser Stelle eine Bilanz der bislang längsten jW-Werbekampagne: Sie war erfolgreich, aber der Durchbruch ist noch zu schaffen.

Wir sind der Meinung, daß es heute bessere Chancen als noch vor ein paar Jahren gibt, jW zu einer bundesweit bekannten und fest verankerten linken Tageszeitung zu machen. Ein Datum für das Erreichen dieses Zieles läßt sich nicht angeben, aber die damit gestellten Aufgaben bilden den Rahmen für unsere Überlegungen, wie wir in den nächsten Monaten um mehr Leser werben wollen.

Es gibt viele Faktoren, die aus unserer Sicht eine Zeitung wie diese nötig machen. An erster Stelle steht dabei die Tatsache, daß sich die sozialen Gegensätze in der Bundesrepublik zuspitzen. Weder die Bürgerpresse noch die Theoretiker eines »modernen Sozialismus« leugnen heute die Krisenprozesse der herrschenden Gesellschaftsordnung. Von der Proklamation eines friedliebenden, sozial zähmbaren Kapitalismus blieb nicht viel übrig – außer Apologie katastrophaler Zustände. Krieg und Krise werden als natürliche Bestandteile einer alternativlosen Welt dargestellt, und entsprechend ist der Furor, mit dem alles und jeder verfolgt wird, der mit der bloßen Forderung nach Mindestlohn auftritt, von weitergehenden Vorstellungen zu schweigen. Wer die hemmungslose Umverteilung von unten nach oben in Frage stellt, wer völkerrechtswidrige Kriege anprangert und den offen betriebenen Abriß des bürgerlich-parlamentarischen Verfassungsrahmens kritisiert, gilt heute als linksradikal, Systemveränderer und »Nationalsozialist«.

Daran ist soviel richtig, als daß das Aufbrechen des neoliberalen Konsenses von »Sparen, bis es quietscht« und »Landesverteidigung am Hindukusch« tatsächlich das bisherige politische Gefüge der Bundesrepublik ins Wanken bringt. Die jüngsten Wahlerfolge der Partei Die Linke belegen das ebenso wie die grotesken Kampagnen in diesem Zusammenhang. Sie deuten an, daß das, was bisher als Protest Benachteiligter und Frustrierter hingestellt wird, noch anders bekämpft werden kann und soll, wenn sich klare politische Alternativen entwickeln, die in breiten Kreisen der Bevölkerung Resonanz finden.

Die weitgehende Resistenz gegen die Kampagnen von Politik und Medien besagen aber auch: Das Bewußtsein, daß die Politik des Sozial­abbaus, der Demokratiezerstörung und des Krieges beendet werden muß, ist bei vielen so wach wie lange nicht mehr. Das Motto der Stunde heißt: »Es reicht!« Die Wahlkämpfe haben uns allerdings auch gezeigt, daß jW noch nicht das Potential hat, so vor Ort präsent zu sein, daß diese Zeitung überall als unentbehrliche Informationsquelle wahrgenommen wird. Das ist eines der Probleme, deren Lösung wir auf unsere Tagesordnung gesetzt haben.

Die junge Welt will auch zukünftig das tägliche publizistische Angebot produzieren, das zur Klärung der Verhältnisse beiträgt und über die Methoden zu ihrer Verschleierung aufklärt – ein großer Anspruch, für dessen Erfüllung noch viel zu tun ist. In der Unabhängigkeit dieser Zeitung, die durch Abonnements und ihre Herausgeber in der Genossenschaft gewährleistet wird, liegt die entscheidende Voraussetzung, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Wir werden sie jedoch nicht bewältigen ohne Ihre Unterstützung, neue Leserinnen und Leser für die junge Welt zu gewinnen.

Verlag, Redaktion, Genossenschaft

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!