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Aus: Ausgabe vom 12.03.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Dokumentiert: »Holt unsere Soldaten heim und dieses sobald wie möglich«

Der Kreisverband Dingolfing der Reservistenkameradschaft (RK) sprach sich nach einer Mitgliederversammlung im vergangenen Monat dafür aus, die Bundeswehr so bald wie möglich aus Afghanistan abzuziehen. junge Welt veröffentlicht das von der AG Friedensforschung der Universität Kassel verbreitete Schreiben der Afghanistan-Kriegskritiker aus Niederbayern.

Seit den 90er Jahren steht die Bundeswehr auch mit zahlreichen Reservisten im Auslandseinsatz. Wenn in diesem Jahr eine Kampfeingreiftruppe aus Fallschirm- und Gebirgsjägern sowie Panzergrenadieren gestellt werden soll, ist der Ernstfall mit Kampf- und Angriffsauftrag und dem entsprechenden Waffeneinsatz nicht mehr zu vermeiden, so die Vorstandschaft der RK Dingolfing.

Diese Kräfte sollen die Lage im Landesnorden von Afghanistan stabilisieren sowie in Notfällen auch im Süden als schnelle Eingreiftruppe (QRF -Quick Reaction Force) eingesetzt werden, mit allen Konsequenzen, denn Kämpfen gehört zum Job. Denn es steht fest, die Taliban sind allein militärisch nicht zu besiegen.

Das heißt auch, statt Ehrenkreuze wird es Birkenkreuze geben. Es steht ja auch fest, unsere Politiker und die Regierung haben die Bevölkerung über die Natur und die wahren Ziele in Afghanistan stets im unklaren gelassen, und das nicht nur aus Furcht vor den Wählern und der Stimmung im Lande, die mehrheitlich gegen den Einsatz in Afghanistan, wie auch im Kosovo ist, so der RK-Vorsitzende.

Zur Zeit ist es doch so, die Bundeswehr igelt sich im Prinzip ein, um ihren und unseren Soldaten den bestmöglichen Schutz zu geben. Rund 80 Prozent der in Afghanistan eingesetzten Soldaten verlassen grundsätzlich nicht die Camps. Ob so die Freiheit von Deutschland am Hindukusch verteidigt wird, sei dahingestellt. Der Slogan von Struck, daß unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, ist längst widerlegt und so nicht richtig.


Es macht doch keinen Sinn, für Leute wie Karsai, dessen Macht nicht über Kabul hinausgeht, zu kämpfen und zu sterben. Die Institutionen der afghanischen Regierung vor Ort und in den Provinzen gibt es faktisch nicht. Die Macht haben Warlords und Stammesälteste, sowie der »Opiumhandel« derselben. Die politischen Entscheidungen in Kabul werden auch von den Opiumbaronen beeinflußt.

So war die Bundeswehr im Herbst in eine großangelegte Kampfoperation gegen die Taliban eingebunden; nur hier, so die Reservisten der RK, erfährt so gut wie niemand etwas. Nur ganz geheim waren die Obleute der Bundestagsfraktionen über die Vorgänge und die Operation »Harekate Yolo II« am Hindukusch informiert. Diese Großoperation war aufgrund der besorgniserregenden Lageentwicklung in Afghanistan notwendig.

Alle Auslandseinsätze der Bundeswehr müssen überdacht werden. Für Afghanistan kann das nur heißen: Holt unsere Soldaten heim und dieses sobald wie möglich.

Unsere Politiker haben ja leichtes Reden, so die Versammlungsteilnehmer: Sie werden von Leibwächtern beschützt, für sie werden Straßen leergefegt, kein Mensch kommt in ihre Nähe, wenn sie in gefährdete Regionen kommen.

Militärisch ist kein Sieg in dem Land zu erreichen. Das kommende Wahljahr bietet die Möglichkeit, die Politiker von unten her an ihre Pflichten und Aufgaben zu erinnern, damit diese den Auslandseinsatzbefehl, der ja letztendlich richtigerweise vom Parlament kommt, überdenken. In diesem Zusammenhang wurden auch die Stimmkreis-MdB aller Parteien und der CSU-Vorsitzende kritisiert, von denen sich noch keiner, obwohl schon von den Reservisten aufgefordert, zu den Auslandseinsätzen geäußert hat. Wahrscheinlich müssen sie auf diesem Themenfeld erst ihre »Vordenker« befragen, bevor sie sich äußern dürfen, so die Meinung der Reservisten in der sehr gut besuchten Monatsversammlung.

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