Aus: Ausgabe vom 13.03.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
Winter Soldier 1971: »Fuck the Army«
Die Winter-Soldier-Anhörung im Jahr 1971 gilt zu Recht als einer der Höhepunkte des Protests in den USA gegen den Vietnamkrieg. Ein Kollektiv linker Filmemacher hatte seinerzeit die Aussagen von über 100 Vietnamveteranen zusammengeschnitten und der Öffentlichkeit bekanntgemacht. In den Asservaten der Freunde der deutschen Kinemathek befindet sich eine mit deutschen Untertiteln versehene Kopie, die während der diesjährigen Berlinale im Programm »War at Home« vorgeführt wurde.
Die umfangreiche öffentliche Berichterstattung beteiligter Soldaten über Vergewaltigungen, Folter und Kriegsverbrechen Anfang der 70er Jahre war nicht nur Ausgangspunkt einer Senatsanhörung, die vom damaligen Soldatenaktivisten, dem 27jährigen Marineleutnant John Kerry, bestritten wurde. »Winter Soldier« war ebenso einer der zentralen Meilensteine der global agierenden Widerstandsbewegung US-amerikanischer Soldaten, deren aktivste Vertreter sich bei den Vietnam Veterans Against The War (VVAW) organisierten. Unterstützt wurden die kriegsmüden Soldaten seinerzeit unter anderem durch Prominente wie Jane Fonda und Donald Sutherland, die mit anderen bekannten Schauspielern Großveranstaltungen in den Garnisonsstädten der US-Streitkräfte durchführten. Die 1972 filmisch dokumentierte sogenannte FTA-Show sieht man leider noch seltener als die »Winter Soldier Investigation«. FTA bedeutet im rekrutierenden Armee-Sprachgebrauch »Fun, Travel & Adventure«, also Spaß, Reise & Abenteuer. Für die Kriegsgegner unter den Zivilisten und Soldaten war es allerdings ein Synonym für »Fuck the Army«. An praktisch allen Standorten der US-Streitkräfte gab es damals sogenannte Coffee Houses. Dort gab es Kaffee bis zum Abwinken und gute Musik, vor allem jedoch Kontakte über den Kasernenrand hinaus zu Kriegsgegnern, die bei der Herausgabe antimilitaristischer Soldatenzeitungen behilflich waren und so manchem Soldaten den Ausstieg aus der Kriegsmaschine ermöglichten.
(dl)
wintersoldierfilm.com
Die umfangreiche öffentliche Berichterstattung beteiligter Soldaten über Vergewaltigungen, Folter und Kriegsverbrechen Anfang der 70er Jahre war nicht nur Ausgangspunkt einer Senatsanhörung, die vom damaligen Soldatenaktivisten, dem 27jährigen Marineleutnant John Kerry, bestritten wurde. »Winter Soldier« war ebenso einer der zentralen Meilensteine der global agierenden Widerstandsbewegung US-amerikanischer Soldaten, deren aktivste Vertreter sich bei den Vietnam Veterans Against The War (VVAW) organisierten. Unterstützt wurden die kriegsmüden Soldaten seinerzeit unter anderem durch Prominente wie Jane Fonda und Donald Sutherland, die mit anderen bekannten Schauspielern Großveranstaltungen in den Garnisonsstädten der US-Streitkräfte durchführten. Die 1972 filmisch dokumentierte sogenannte FTA-Show sieht man leider noch seltener als die »Winter Soldier Investigation«. FTA bedeutet im rekrutierenden Armee-Sprachgebrauch »Fun, Travel & Adventure«, also Spaß, Reise & Abenteuer. Für die Kriegsgegner unter den Zivilisten und Soldaten war es allerdings ein Synonym für »Fuck the Army«. An praktisch allen Standorten der US-Streitkräfte gab es damals sogenannte Coffee Houses. Dort gab es Kaffee bis zum Abwinken und gute Musik, vor allem jedoch Kontakte über den Kasernenrand hinaus zu Kriegsgegnern, die bei der Herausgabe antimilitaristischer Soldatenzeitungen behilflich waren und so manchem Soldaten den Ausstieg aus der Kriegsmaschine ermöglichten.
(dl)
Weitere Informationen im Internet: lib.berkeley.edu/MRC/pacificaviet/wintersoldier.html
wintersoldierfilm.com
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