Handke und Glamour

Eines der besten aktuellen Bücher, Peter Handkes romanlange Erzählung »Die morawische Nacht«, ist auch deshalb so gut, weil der Schriftsteller eine 16jährige Tochter namens Leocadie hat. »Ich habe sie da hineinphantasiert«, sagte Handke der Zeitschrift Vanity Fair. »Lederjacke, Jeans, Stiefeletten, falscher Brillantknopf an einer Nasennüster.« Auch daß der Rapper Eminem im Buch auftauche, gehe auf Leocadie zurück. »Eminem ist ihr Sänger. Sie leidet mit ihm, sie weiß alles«, sagte Handke. Seiner Tochter zuliebe sei er mal mit ihr ins Armenviertel von Detroit gefahren: »Sie wollte dort sein, wo sein Film ›8 Mile‹ spielt.«

Die deutsche Vanity Fair war der Flop des letzten Jahres auf dem Zeitschriftenmarkt (50 Millionen Euro hat der Verlag Condé Nast reingesteckt, die Auflage blieb unter 200000). Ab 1. Mai hat die Zeitschrift nun einen neuen Chefredakteur, wie die Süddeutsche am Freitag meldete. Es ist Nikolaus Albrecht, der Mitte Januar als kommissarischer Leiter von Glamour kam. Der Anfang des Jahres geschaßte Chefredakteur Ulf Poschardt ist nach Angaben der Süddeutschen wieder »bei seinem früheren Arbeitgeber Axel Springer untergekommen«, als stellvertretender Chefredakteur der Welt am Sonntag. (jW)