Aus: Ausgabe vom 17.03.2008, Seite 13 / Feuilleton
Kanada im Schneewahn
Solche Probleme möchte man haben. Seitdem in Mitteleuropa der Winter abgeschafft wurde, kann man von Schnee in Rekordhöhe, der aktuell in Kanada vermeldet wird, nur träumen. Schnee und Eis, wohin das Auge blickt: Ein frostiger Winter hat den Osten Kanadas fest im Griff. Dies treibt manchen Kanadier in den Wahnsinn. Der »Schnee-Koller« bringt brave Bürger dazu, auf ihre Nachbarn loszugehen und Schneepflüge zu klauen. Nur eines kann diesen Wahn kurieren: Der Frühling. Doch der läßt auf sich warten. Polizei und Psychologen kennen das Phänomen, das sie »Schnee-Wut« nennen und das die Kanadier in besonders eisigen Wintern überkommt.
Ähnlich wie bei Autofahrern, die im Straßenverkehr plötzlich ausflippen, platzt auch den Schneegeplagten der Kragen. Die Polizei in Québec beispielsweise erhielt diesen Winter mehr als ein Dutzend Anrufe von aufgebrachten Nachbarn, die sich darüber empörten, daß Schneeberge von nebenan auf der eigenen Einfahrt landeten. Die ganze Stadt liegt unter einer riesigen Schneedecke von 460 Zentimetern begraben – so viel Schnee gab es noch nie.
Auch im benachbarten Montréal, wo sich die Einwohner gerade vom neunten großen Schneesturm dieser Saison erholen, läßt das Chaos so manchen Bewohner durchdrehen. Im Streit um die einzig freie Parklücke auf einer verschneiten Straße bedrohte ein Mann einen anderen Autofahrer mit einer Spielzeugpistole. Schlimmer noch trieb es ein älterer Mann in der Stadt Québec. Der Schneegeplagte bedrohte die Lenkerin eines Schneepflugs mit einer Flinte, weil das Gerät Schnee auf seinen Grund und Boden gepflügt hatte. »Wie kann man sich gegen eine drei Tonnen schwere Schneefräse wehren?«, fragte er ratlos in der Zeitung The Globe and Mail und behauptete, die Fahrerin habe ihn mit dem Pflug umfahren wollen. Der Psychologe Luc Tremblay bringt das Phänomen in derselben Zeitung auf den Punkt: »Ich sehe so viel weiß, daß ich rot sehe«. Auch beim Schneefall gebe es »einen Punkt, da fühlen sich die Leute niedergeschlagen, ohnmächtig. Es zerrt an ihrer Seele und an ihren Nerven.« (AFP/jW)
Ähnlich wie bei Autofahrern, die im Straßenverkehr plötzlich ausflippen, platzt auch den Schneegeplagten der Kragen. Die Polizei in Québec beispielsweise erhielt diesen Winter mehr als ein Dutzend Anrufe von aufgebrachten Nachbarn, die sich darüber empörten, daß Schneeberge von nebenan auf der eigenen Einfahrt landeten. Die ganze Stadt liegt unter einer riesigen Schneedecke von 460 Zentimetern begraben – so viel Schnee gab es noch nie.
Auch im benachbarten Montréal, wo sich die Einwohner gerade vom neunten großen Schneesturm dieser Saison erholen, läßt das Chaos so manchen Bewohner durchdrehen. Im Streit um die einzig freie Parklücke auf einer verschneiten Straße bedrohte ein Mann einen anderen Autofahrer mit einer Spielzeugpistole. Schlimmer noch trieb es ein älterer Mann in der Stadt Québec. Der Schneegeplagte bedrohte die Lenkerin eines Schneepflugs mit einer Flinte, weil das Gerät Schnee auf seinen Grund und Boden gepflügt hatte. »Wie kann man sich gegen eine drei Tonnen schwere Schneefräse wehren?«, fragte er ratlos in der Zeitung The Globe and Mail und behauptete, die Fahrerin habe ihn mit dem Pflug umfahren wollen. Der Psychologe Luc Tremblay bringt das Phänomen in derselben Zeitung auf den Punkt: »Ich sehe so viel weiß, daß ich rot sehe«. Auch beim Schneefall gebe es »einen Punkt, da fühlen sich die Leute niedergeschlagen, ohnmächtig. Es zerrt an ihrer Seele und an ihren Nerven.« (AFP/jW)
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