Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 29.03.2008, Seite 12 / Feuilleton

Teure Hülle

Der Berliner Aufbau Verlag hat ein Problem: Er gehört nicht seinem Verleger Bernd F. Lunkewitz, denn er hat den größten DDR-Verlag 1991 von der Treuhand gekauft, der er auch nicht gehörte, sondern dem Kulturbund. Dies stellte nun der Bundesgerichtshof fest. Die Treuhand war davon ausgegangen, daß der Kulturbund den Verlag an die SED verkauft hatte und er von dieser im Frühjahr 1990 zu Volkseigentum erklärt wurde, so daß er nach dem Ende der DDR in das Vermögen der Treuhand einging. Das merkte auch Lunckewitz 1994, als er von der Treuhand Entschädigungen für Nachforderungen von Westverlagen, deren Bücher der Aufbau Verlag in Lizenz gedruckt hatte, weiterreichen wollte. Die Treuhand weigerte sich, denn sie hatte mittlerweile herausgefunden, daß sie mit dem Verlag gar nichts zu tun hatte. In einer internen Notiz der Behörde hieß es, der Aufbau Verlag sei als »vermögenslose Hülle« verkauft worden. Seitdem wurde prozessiert.

Der ehemalige Maoist und Millionär Lunkewitz, der heute SPD-Mitglied ist, hält die Treuhand für »eine in Teilen kriminelle Vereinigung«, wie er der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe) erklärte. Nach seinen Angaben haben ihn die Prozesse gegen die Treuhand 6,5 Millionen Euro gekostet, in den Verlag habe er im Laufe der Jahre 27 Millionen investiert.


Richtig teuer könnte es erst jetzt werden, da sich herausstellt, daß die 1500 Lizenzen, die der Aufbau Verlag von 1990–2008 weltweit für Buch-, Film- und Fernsehrechte verkauft hat, dem Verlag gar nicht gehörten und er die Lizenznehmer entschädigen muß. Dem Verlag droht die Insolvenz. (jW)

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