Aus: Ausgabe vom 04.04.2008, Seite 13 / Feuilleton
Revolution in Porzellan
Porzellan aus der Zeit vor und nach der Oktoberrevolution kann ab 12. April in einer Doppelausstellung im Rhein-Main-Gebiet besichtigt werden. Leihgeber für die Schau »fragile - Die Tafel der Zaren und das Porzellan der Revolutionäre« ist das Moskauer Keramikmuseum Schloß Kuskowo, die »herausragendste« Porzellansammlung Rußlands, wie der Direktor des Frankfurter Museums für Angewandte Kunst (MfAK), Klaus Klemp, mitteilt. Das MfAK wird Porzellan zeigen, das nach der Oktoberrevolution entstanden ist. Darunter »einmaliger Kitsch und avantgardistische Kunst«, sagt Klemp.
Konstruktivisten wie Tatlin und Malewitsch haben mit Porzellan gearbeitet, Kandinsky usw. – die Exponate zeigen rasante Stilwechsel. Neben Skulpturen werden Service zu sehen sein, die die Industrialisierung glorifizieren, und ein Schachspiel für Revolutionäre. Auf der traditionell schwarzen Seite spielen die Roten, die Kommunisten, der König ist ein Schmied und die Bäuerinnen (!) tragen stolze Ährenfracht. Bei den Weißen – den »Bösen« als Reminiszenz an belorussische Konterrevolutionäre – ist der König ein Todesritter und die Bauern sind von Ketten umschlungen.
Im anderen Teil der Doppelausstellung ist auf dem Bad Homburger Schloß, früher Sommerresidenz deutscher Kaiser, vorrevolutionär zaristisches Porzellan zu sehen. »Fürstliche Eindrücke«, heißt es vorab. Porzellan sei ein Instrument der Diplomatie gewesen, sagt Klemp, und zumindest zeitweise ein erheblicher Wirtschaftsfaktor Ein Exponat ist das ägyptische Service, das Napoleon 1807 Zar Alexander I. anläßlich der Friedensverhandlungen in Tilsit schenkte. Ein opulentes Teegedeck für 24 Personen.
Die künstlerisch besseren Arbeiten aus dem kaolinhaltigen Werkstoff stehen im Museum für Angewandte Kunst. Auch die Porzellankultur wurde oktoberrevolutioniert. (ddp/jW)
Konstruktivisten wie Tatlin und Malewitsch haben mit Porzellan gearbeitet, Kandinsky usw. – die Exponate zeigen rasante Stilwechsel. Neben Skulpturen werden Service zu sehen sein, die die Industrialisierung glorifizieren, und ein Schachspiel für Revolutionäre. Auf der traditionell schwarzen Seite spielen die Roten, die Kommunisten, der König ist ein Schmied und die Bäuerinnen (!) tragen stolze Ährenfracht. Bei den Weißen – den »Bösen« als Reminiszenz an belorussische Konterrevolutionäre – ist der König ein Todesritter und die Bauern sind von Ketten umschlungen.
Im anderen Teil der Doppelausstellung ist auf dem Bad Homburger Schloß, früher Sommerresidenz deutscher Kaiser, vorrevolutionär zaristisches Porzellan zu sehen. »Fürstliche Eindrücke«, heißt es vorab. Porzellan sei ein Instrument der Diplomatie gewesen, sagt Klemp, und zumindest zeitweise ein erheblicher Wirtschaftsfaktor Ein Exponat ist das ägyptische Service, das Napoleon 1807 Zar Alexander I. anläßlich der Friedensverhandlungen in Tilsit schenkte. Ein opulentes Teegedeck für 24 Personen.
Die künstlerisch besseren Arbeiten aus dem kaolinhaltigen Werkstoff stehen im Museum für Angewandte Kunst. Auch die Porzellankultur wurde oktoberrevolutioniert. (ddp/jW)
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