Aus: Ausgabe vom 09.04.2008, Seite 12 / Feuilleton
Entschädigung
Die Geschichte der Zwangsarbeit in der katholischen Kirche während der NS-Zeit ist nun in Buchform dokumentiert. Der 703 Seiten dicke Band mit dem Titel »Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939–1945« wurde am Dienstag in Mainz vorgestellt und faßt die Ergebnisse einer sieben Jahre währenden Recherche kirchlicher Stellen zusammen. Im August 2000 beschloß die Bischofskonferenz, sich nicht am Entschädigungsfonds der Bundesregierung zu beteiligen, sondern zwei eigene Fonds für Entschädigung und Versöhnungsarbeit in Höhe von je fünf Millionen D-Mark einzurichten. Zwischen 1939 und 1945 arbeiteten nachweislich fast 6000 Zwangsarbeiter, 4829 Zivilarbeiter und 1075 Kriegsgefangene, in Einrichtungen der katholischen Kirche. Insgesamt wurden 587 Fremdarbeiter mit 1,5 Millionen Euro entschädigt. Aus dem Versöhnungsfonds wurden 206 Projekte mit 2,71 Millionen Euro gefördert. Das bedeutet, daß 587 von knapp 6000 Betroffenen im Schnitt magere 2555 Euro Entschädigung erhalten haben, kein Wunder also, daß die Kirche 206 »Versöhnungs«-Projekte im Durchschnitt mit 13155 Euro förderte. Wo die Entschädigung ausbleibt, wird die Versöhnung teuer – wenn auch längst nicht teuer genug.
(ddp/jW)
(ddp/jW)
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