Aus: Ausgabe vom 16.04.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
Hintergrund: Gleichgewicht des Schreckens
Die von den USA, der EU und Israel favorisierten Sanktionen gegen den Ölstaat Iran werden begründet mit der Behauptung, die Führung Teherans strebe nach dem Bau von Atombomben. Dies wird als Gefahr für Israel gewertet. Wenig bekannt ist die Tatsache, daß Iran Israel auch ohne Atombombe sehr empfindlich treffen könnte. Weil die israelische Regierung eine verbrecherische Umwelt- und Energiepolitik betreibt, ist es relativ einfach, das Land lahmzulegen und sehr viele Menschen in Gefahr zu bringen. Anstatt dezentral mehrere Solarkraftwerke zu installieren, wurden nur einige herkömmliche Kraftwerke gebaut. Es bräuchte nur wenige konventionelle Raketen, um diese zu treffen. Hinzu kommt, daß sich viele Industrieanlagen mit hochgiftigen Substanzen in unmittelbarer Nähe dichtbesiedelter Gebiete befinden. So ergaben eine wissenschaftliche Studie und zahlreiche offizielle Berichte, daß z. B. ein Treffer in den riesigen Ammoniak-Lagertank in der Nähe von Haifa, welcher 14400 Tonnen Giftstoff beinhalten kann, den Tod von bis zu 200000 Menschen verursachen könnte.
Wie Israel darauf reagieren würde, kann man sich gut vorstellen: Gerade letzte Woche wurden in Israel solche Szenarien geübt, und der Energieminister Benjamin Ben Elieser drohte mit einem zerstörerischen Gegenschlag im Fall einer derartigen iranischen Attacke. Es existiert also bereits ein »Gleichgewicht des Schreckens« zwischen den beiden Ländern – zumal Israel seit langem über Atomwaffen verfügt. Entgegen den scharfen verbalen Äußerungen verfolgt das iranische Regime eine viel vernünftigere Politik als seine Gegner behaupten. Den israelischen Entscheidungsträgern wiederum sind die Gefahren eines militärischen Angriffes gegen Iran bekannt. Nichtsdestotrotz ist der Aufbau von Sicherheitsmechanismen, die eine katastrophale Eskalation verhindern sollen, dringend gefragt. Die israelische Führung bewies 2006 im Krieg gegen die libanesische Hizbollah, daß sie dazu fähig ist, mit dem Leben auch der eigenen Bürger russisches Roulette zu spielen. Denn auch die Hizbollah war und ist im Stande, die empfindlichen Industrieanlagen von Haifa zu treffen.
Die Schweiz als neutrales Land könnte einiges für die erwähnten Schutzmaßnahmen sowie mediatorisch zur Lösung des Schlichtungsverfahrens in Genf beitragen. Vor diesem Hintergrund wirken die heuchlerischen Attacken gegen die Schweiz noch zynischer.
(she)
Wie Israel darauf reagieren würde, kann man sich gut vorstellen: Gerade letzte Woche wurden in Israel solche Szenarien geübt, und der Energieminister Benjamin Ben Elieser drohte mit einem zerstörerischen Gegenschlag im Fall einer derartigen iranischen Attacke. Es existiert also bereits ein »Gleichgewicht des Schreckens« zwischen den beiden Ländern – zumal Israel seit langem über Atomwaffen verfügt. Entgegen den scharfen verbalen Äußerungen verfolgt das iranische Regime eine viel vernünftigere Politik als seine Gegner behaupten. Den israelischen Entscheidungsträgern wiederum sind die Gefahren eines militärischen Angriffes gegen Iran bekannt. Nichtsdestotrotz ist der Aufbau von Sicherheitsmechanismen, die eine katastrophale Eskalation verhindern sollen, dringend gefragt. Die israelische Führung bewies 2006 im Krieg gegen die libanesische Hizbollah, daß sie dazu fähig ist, mit dem Leben auch der eigenen Bürger russisches Roulette zu spielen. Denn auch die Hizbollah war und ist im Stande, die empfindlichen Industrieanlagen von Haifa zu treffen.
Die Schweiz als neutrales Land könnte einiges für die erwähnten Schutzmaßnahmen sowie mediatorisch zur Lösung des Schlichtungsverfahrens in Genf beitragen. Vor diesem Hintergrund wirken die heuchlerischen Attacken gegen die Schweiz noch zynischer.
(she)
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