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Aus: Ausgabe vom 30.05.2008, Seite 12 / Feuilleton

Kleine Presseschau. Der neue Freitag

Unter dem neuen Besitzer der linken Wochenzeitung Freitag, Jakob Augstein, wird nun doch nicht alles beim alten bleiben. Die Redaktion bekommt einen Chefredakteur vorgesetzt und Werbeanzeigen auf die Seiten. Außerdem zieht sie um. Und hat sich auf eine Kooperation mit dem britischen Guardian einzustellen.

Der Reihe nach: Den bisher vakanten Chefredakteursposten hat Augstein mit Philip Grassmann besetzt. Die beiden waren eine Zeit lang für die »Berliner Seite« der Süddeutschen zuständig. Grassmann ist noch in deren Berliner Büro beschäftigt. Über den Wechsel informierte Augstein im Interview mit der Süddeutschen vom Donnerstag. In dem räumte er auch mit dem bisherigen Al­leinstellungsmerkmal »Ohne Werbung« auf: »Der Freitag wird sich auch über Anzeigen finanzieren müssen.« Dafür versprach er: »Wir stellen neue Leute ein, es soll ein Team von 20 Mitarbeitern entstehen, und wir werden viel mit syndizierten Beiträgen arbeiten.« Wenn uns das ein neuer Chef sagen würde, wüßten wir nicht, was er meint.

Über den Umzug der Redaktion an den Berliner Hegelplatz, wo Augstein seine 50 Kanonen Verlagsgesellschaft betreibt, informierte die Berliner Zeitung am Donnerstag. Im Tagesspiegel fand sich der Hinweis auf den Guardian. Außerdem hieß es da, es seien in Vorgesprächen über die künftige Blattlinie »Worte wie ›modern‹, ›überraschend‹ und ›unkonventionell‹ gefallen«. Wenn uns das ein neuer Chef sagen würde, müßten wir überlegen zu kündigen.

Ach so, am Donnerstag erschien auch der aktuelle Freitag. Als Sprecher der Verkäufergruppe blickt Wilhelm Brüggen (jW-Interview am Mittwoch) darin auf das Jahr 1996 zurück, in dem die verschuldete Zeitung gerettet wurde, um mit ihr die »Spaltung der gesellschaftlichen Reformkräfte in linke Sozialdemokraten, Grüne und PDS-Anhänger« diskursiv zu überwinden. Einiges an »Geld, Zeit und Ideen« sei »in den unerbittlichen Mühlen linker Armutsökonomie kleingearbeitet« worden, nimmt er für sich in Anspruch. Und ist doch froh, »ein gut bestelltes Haus zu hinterlassen«. Die Schlußredaktion der aktuellen Ausgabe vermerkt an anderer Stelle kleinlaut: »Nicht wenige hätten sich gewünscht, daß die Redaktion nicht vor vollendete Tatsachen gestellt worden wäre.« (jW)

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