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Aus: Ausgabe vom 30.05.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Cluster Bomb Units

Streubomben (englisch: Cluster Bomb Units – CBU) sind in einer Bombe verpackte Sprengsätze. Streubomben-Behälter, also große Bomben oder Raketen, können von Flugzeugen abgeworfen oder vom Boden aus, etwa mit Raketenwerfern, abgeschossen werden. Sie öffnen sich noch in der Luft und setzen zwischen drei und über 2000 kleine Bomben, sogenannte Bomblets oder Submunitionen, frei. Weil sich die Sprengsätze in der Luft verteilen, entfalten die Streubomben ihre Wirkung in einem großen Radius, der Tausende Quadratmeter umfassen kann. Allerdings explodieren meist zehn bis 40 Prozent nicht sofort und stellen danach eine tödliche Gefahr dar, vergleichbar mit Landminen. Es existieren diverse Arten von Bomblets, sowohl konventionelle Arten mit Explosions-, Brand-, Splitter- und/oder panzerbrechender Wirkung als auch spezielle Varianten, zum Beispiel Minen oder Systeme, die durch Graphitfäden Umspannwerke oder Überlandleitungen kurzschließen.

Streubomben haben einen sensiblen Zündmechanismus. Deshalb können Blindgänger schon bei der geringsten Berührung detonieren. Eine Streubombe kann jahrelang unentdeckt herumliegen, ehe ein spielendes Kind oder ein Bauer darauf stößt. Jedes Jahr werden nach Schätzungen von Behindertenorganisationen zwischen 15000 und 20000 Menschen durch herumliegende Streubomben oder Minen verstümmelt. Streuwaffen werden unter anderem bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan, bei dem die Bundeswehr direkt beteiligt ist, eingesetzt. Die NATO verwendete Cluster Bombs auch während des von der damaligen SPD-Grünen-Bundesregierung unterstützten Jugoslawien-Krieges 1999. Nach ­NATO-Angaben wurden damals 1392 Streubomben mit einer Bestückung von 289536 Submunitionen auf 333 Ziele abgeworfen. Nach Angaben des Roten Kreuzes waren allein im ersten Jahr nach Kriegsende mindestens 50 Todesfälle und 101 Verletzungen auf Explosionen solcher Submunitionen zurückzuführen. (jW)

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