Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 03.06.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Opfer politischer Justiz in Seoul

Der 1944 in Tokio geborene Wissenschaftler Song Du-Yul hat zunächst an der Staatlichen Universität in Seoul, seit 1967 in Heidelberg und Frankfurt am Main Philosophie und Soziologie studiert. Er kämpfte aus dem Exil gegen die Militärdiktatur in Südkorea und für eine Annäherung an das kommunistische Nordkorea und wurde zu einem hochgeschätzten Mentor der südkoreanischen Demokratiebewegung. Schon zu Beginn der 1970er Jahre geriet Song deshalb ins Visier des südkoreanischen Geheimdienstes. 1993 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an. Seine sozialwissenschaftlichen Bücher erscheinen in Südkorea in hohen Auflagen.

Song versteht sich selbst als »Grenzgänger« zwischen Nord- und Südkorea. Seit 1995 organisierte er informelle Gespräche zwischen Wissenschaftlern und Intellektuellen aus beiden Staaten der geteilten Halbinsel.

2003 reiste er nach Seoul und wurde dort auf der Grundlage des antikommunistischen Nationalen Sicherheitsgesetzes verhaftet. Die konservativen südkoreanischen Medien stigmatisierten ihn in einer landesweiten Kampagne zum »Vaterlandsverräter«, »bezahlten Spion Nordkoreas« und »pronordkoreanischen Lügenprofessor«. Das Gericht verurteilte ihn zu sieben Jahren Haft.

Unter dem Druck internationalen Protests namhafter Intellektueller wurde das Urteil in zweiter Instanz in drei Jahre Gefängnis auf Bewährung umgewandelt. Rainer Werning hat für junge Welt wiederholt über Songs Fall berichtet. Anfang 2004 kehrte der physisch und psychisch beschädigte Hochschuldozent nach neunmonatiger Haft in einer nur drei Quadratmeter großen Zelle nach Deutschland zurück, wo er in Münster als außerplanmäßiger Professor Soziologie lehrt. Vor wenigen Wochen hat der Oberste Gerichtshof Südkoreas noch einmal über Songs Fall entschieden und die damalige Urteilsbegründung nach Aussage Song Du-Yuls in einigen Punkten zu seinen Gunsten revidiert (siehe Interview). (tw)

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