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Aus: Ausgabe vom 12.06.2008, Seite 13 / Feuilleton

Aitmatow gestorben

Der kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow ist tot. Bis zum Untergang des Realsozialismus war er der Superstar der sowjetischen Literatur. 1963 hatte er den Lenin-Preis erhalten, später die Reform- und Deformationspolitik des letzten sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow mitgetragen und anschließend in den 90er Jahren mehrfach Botschafterposten sowohl für Rußland als auch Kirgisistan im Westen (u.a. bei der EU und bei der NATO) übernommen.

Aitmatow starb am Dienstag im Alter von 79 Jahren in Nürnberg an den Folgen einer schweren Lungenentzündung. Er war Mitte Mai aus dem Krankenhaus im russischen Kasan auf die Intensivstation des Klinikums Nürnberg verlegt worden.

Den internationalen Durchbruch schaffte Aitmatow 1958 mit seiner später auch verfilmten Liebesgeschichte »Dschamila«. Der kommunistische Schriftstellerkollege Luis Aragon übersetzte sie ins Französische und sprach von der »schönsten Liebesgeschichte der Welt«.

Aitmatow wurde 1928 im Norden Kirgisistans nahe der usbekischen Grenze im Dorf Scheker geboren. 1938 wurde sein Vater während der stalinistischen »Säuberungen« hingerichtet. Aitmatow begann sein Arbeitsleben mit 14 Jahren als Gehilfe des Sekretärs des Dorfsowjets. Darauf folgten Tätigkeiten als Lagerarbeiter und Maschinistenassistent. Später studierte er Veterinärmedizin und wurde dann aber Journalist. Erst übersetzte er kirgisische Prosa ins Russische, dann begann er, eigene Geschichten zu veröffentlichen und in Moskau Literatur zu studieren.

Für seinen Roman »Abschied von Gülsary« erhielt Aitmatow 1968 den Staatspreis der UdSSR (ebenso 1977 und 1983). Er war Nationalschriftsteller Kirgisiens, Abgeordneter im Obersten Sowjet (und 1995 bis 2000 im kirgisischen Parlament) und Mitglied des ZK der Kommunistischen Partei von Kirgisien.

Aitmatow, der keinen Computer benutzte, wurde in diesem Jahr offiziell für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Anfang 2008 hatte er angekündigt, noch ein paar Romane schreiben zu wollen, und zwar »über das Moderne, die Liebe«.

(AFP/jW)

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