Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
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Aus: Ausgabe vom 28.06.2008, Seite 16 / Aktion

Eigentum verpflichtet

Die Genossenschaft stabilisiert und verändert die junge Welt
Die junge Welt ist für Macher, Leser und Genossenschafter eine s
Die junge Welt ist für Macher, Leser und Genossenschafter eine ständige Herausforderung
Wenn an diesem Sonnabend die Generalversammlung der LPG junge Welt eG zusammenkommt, wird zunächst nichts Spektakuläres verhandelt: Der Vorstand berichtet über die Entwicklung der Genossenschaft, der Geschäftsführer des Verlages skizziert Zustand von Verlag und Zeitung, es werden einige Pläne geschmiedet und ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Die anwesenden Genossinnen und Genossen beraten und beschließen über die Bilanz, über Bedingungen für die Vergabe von Krediten und wählen einen neuen Aufsichtsrat. Selbstverständlich diskutieren sie auch über die Entwicklung von Verlag und Zeitung. Aber solche Diskussionen gibt es an vielen anderen Stellen auch. Und so eine Versammlung ist geprägt von Formalien, die aus rechtlichen Gründen eingehalten werden müssen. Nichts besonderes also?

Dieser Eindruck trügt. Genossenschaft und Generalversammlung sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkunstwerkes junge Welt. Sie repräsentieren – neben den Zahlungen der Abonnenten für ihre Print- und Internetausgabe – die entscheidende ökonomische Stütze der Tageszeitung junge Welt. Ohne die Genossenschaft wäre die junge Welt Geschichte: Sie hätte Insolvenz anmelden müssen, weil sie nicht mehr zahlungsfähig wäre. Ein Konkurs wäre unvermeidlich, weil sie völlig überschuldet wäre. Sie wäre nicht in der Lage, die vielen guten Ideen für die Werbung zu finanzieren. Sie könnte ihre materielle Basis und damit auch das Produkt junge Welt nicht weiterentwickeln, weil ihr niemand Geld für Investitionen zur Verfügung stellen würde. Sie hätte deshalb auch kaum neue Leserinnen und Leser erreichen können. Kurzum, die junge Welt gäbe es heute nicht mehr.

Doch der Umstand, daß die junge Welt mehrheitlich einer Genossenschaft gehört, ist nicht nur ökonomisch wichtig. Täglich eine marxistische Tageszeitung machen zu können, setzt voraus, daß auf Geldgeber keine politische Rücksicht genommen werden muß. Banken haben uns rausgeschmissen, weil sie in unserem Verlag keine Profitmaximierungsabsicht erkennen konnten – sei’s drum. Eine Bank, die zwischenzeitlich nach Italien verkauft wurde, kündigte uns die Zusammenarbeit, weil wir angeblich Terroristen unterstützen (und was Terroristen sind, entscheidet sie nach den Vorgaben der Herren Berlusconi und Co.) – bei so einer Bank wollen wir gar nicht bleiben. Kredite für die Überbrückung von Liquiditätslücken und zur Finanzierung von Investitionen haben sie uns schon zuvor verweigert: Uns fehlten entsprechende Sicherheiten, behaupteten sie und meinten: Es fehlt der große Besitz (Grundstücke, Häuser, Wertgegenstände usw.).Wir zerbrechen uns auch nicht den Kopf, wie wir die vom Eigentümer vorgegebene Renditemarke von mindestens 20 Prozent erreichen können. Das aber sind wichtige Voraussetzungen dafür, so eine Zeitung wie die junge Welt überhaupt machen zu können.


Aber auch die Genossenschaft hat politische und inhaltliche Ansprüche. Zwar mischt sie sich nicht in die tägliche Arbeit von Verlag und Redaktion ein und akzeptiert deren Unabhängigkeit. Aber den Machern der jungen Welt ist klar, daß sich die Mitglieder ihrer Genossenschaft nur so lange engagieren, wie Verlag und Redaktion eine konsequent linke Tageszeitung machen. Die sich von allen anderen unterscheidet. Weil sie Klarheit und Wahrheit verpflichtet ist und nicht vernebelt und verklärt – im Interesse der Herrschenden. Das heißt übrigens nicht, daß dabei keine Fehler gemacht werden. Aber es ist die Verpflichtung, nach bestem Wissen und Gewissen jeden Tag zu berichten, und in der Analyse auch die Frage zu beantworten, wer eigentlich wessen Interessen vertritt. Nicht Zinsen oder Gewinne, sondern diese Inhalte sind die Rendite der Genossenschaftsmitglieder.

Verlag, Redak­tion und Genossenschaft haben also viele Gründe, die Eigentumsverhältnisse bei der jungen Welt stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist hilfreich beim Einwerben neuer Abonnements, weil mit ihnen gut erklärt werden kann, wieso sich die junge Welt andere Inhalte und Formen leisten kann. Sie helfen aber auch, immer mehr Leserinnen und Leser davon zu überzeugen, einen oder mehrere Anteile der Genossenschaft LPG junge Welt eG zu zeichnen. Anteile und Abos brauchen wir noch jede Menge. Damit die Verhältnisse so bleiben und damit sich die Verhältnisse endlich ändern.

Vorstand und Aufsichtsrat LPG junge Welt eG

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!