Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Sa. / So., 21. / 22. Dezember 2024, Nr. 298
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 02.07.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Zahlen und Fakten: Der Armutsbezirk

Laut dem 2004 erschienenen Sozialstrukturatlas der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz weist Kreuzberg den schlechtesten Sozialindex aller 23 Berliner »Altbezirke« auf. Die Erwerbslosenquote betrug 29,2 Prozent. (zum Vergleich: Zehlendorf: 10,5). 36,6 Prozent der Kreuzberger hatten keinen beruflichen Abschluß (Köpenick: 13,1 Prozent) Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug 74,4 Jahre, 4,5 weniger als in Treptow. Der Anteil der Migranten lag mit 31,6 Prozent ungefähr auf dem Niveau von Wedding und Neukölln. Spitzenplätze nahm der Bezirk ferner bei alkoholbedingten Todesfällen sowie bei diagnostizierten Fällen von motorischen Störungen, Adipositas und Allergien bei Kindern ein. Dennoch mußte der Bezirk die personelle Ausstattung des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes drastisch verschlechtern: von 6,5 auf 2,5 Stellen. Im Gesamtbezirk Kreuzberg-Friedrichshain konnten deshalb viele Erstkläßler im Schuljahr 2008/2007 nicht umfassend untersucht werden.

Nach neueren statistischen Erhebungen lebt jeder dritte Kreuzberger in Armut, auch das ist Berliner Rekord. Bei nichtdeutschen Bewohnern liegt diese Quote sogar deutlich über 40 Prozent.


Trotz der alarmierenden Daten ist der »rot-rote« Senat keinen Millimeter von seiner »Sparpolitik« abgerückt. So wurden zwischen 2002 und 2006 berlinweit 35,5 Prozent aller Stellen in bezirklichen Jugendämtern und bei Einrichtungen freier Träger (ohne Kindertagesstätten) gestrichen. Um die Vorgaben der Bundesregierung für präventiven Kinderschutz erfüllen zu können, bräuchte der Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain laut Angaben der zuständigen Stadträtin Monika Herrmann (Grüne) knapp einhundert neue Mitarbeiter zur Betreuung von sogenannten Risikofamilien. Geplant sind aber nur 24 – und zwar für ganz Berlin.(balc)

Mehr aus: Schwerpunkt