Aus: Ausgabe vom 29.07.2008, Seite 3 / Schwerpunkt
Pressebericht: Weikersheim, wie es leibt und lebt
Unter der Überschrift »Denken ohne Schere im Kopf« berichtete die Tauber Zeitung am 17. Juni über den Auftritt des brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm (CDU) auf dem 30. Jahreskongreß des Studienzentrums Weikersheim:
(...) Der scheidende SZW-Präsident Bernhard Friedmann (...) konkretisierte das Kongreßthema »Gegen die Meinungsdiktatur der Political Correctness«. Es gehe »um die Frage: Was darf man hier noch sagen?« – das SZW und seine Vordenker sehen sich am Polit-Pranger, von einer »neuen Hexenverfolgung« war in den Publikumsreihen die Rede. Jörg Schönbohm, General a.d. und seit 1999 Innenminister von Brandenburg, zog – unter Bravo-Rufen und Szenenapplaus – fast eine Stunde kräftig vom Leder und breitete am zahlreichen »Beispielen« aus, worum es ihm geht. Am Begriff »Neger« lasse sich das exemplarisch zeigen. Das abwertende »Neger« oder »Nigger« sei in den USA zunächst dem Begriff »coloured people« (Farbige), dann den »black people«(Schwarze) gewichen. Heute werde die Bezeichnung »persons of african race« favorisiert. Dies habe aber, meint Schönbohm, nicht zu einer gesellschaftlichen Besserstellung der Schwarzen geführt, sondern nur zu einem »hohen Maß an Verwirrung und Unsicherheit in der Bevölkerung« (...) Nur um es vorweg zu nehmen: SZW-Präsident Friedmann nannte Schönbohms Beitrag am Schluß eine »brillante Rede«, die er seinem Amtsnachfolger zum Abdruck im SZW-Organ Weikersheimer Blätter empfahl.Neben solchen Verunglimpfungen durch die Hintertür (denn soll der verunsicherte Bürger wieder zum Begriff »Neger« zurückkehren? Nein – das will Schönbohm dann auch wieder nicht, aber wir haben halt mal öffentlich drüber nachgedacht, d. Red.) nahm Schönbohm vor allem seine CDU ins Gebet. Es »müßte die CDU sein«, die sich gegen »solche Erscheinungen« vielfältiger Sprach-Verwirrung (Bsp. etwa die Wortkonstruktion »MitgliederInnen« und soziokultureller Fehlentwicklungen (Bsp. Berlin: »Wenn wir dort unsere Weihnachtslieder singen, spielen die ihre Bongos«! – gemeint waren die dort lebenden »Neger«, d. Red.) wehrt.
Doch die Union samt »Frau Merkel« sei quasi eine lahme Ente, vor allem am rechten Flügel. Er habe den »Eindruck, daß sich das christliche Abendland seiner christlichen Wurzeln schämt«, so Schönbohm und verteufelt den »Amoklauf der Politischen Korrektheit« Man (damit meint er u.a. sich selbst) müsse doch »ohne Schere im Kopf« denken, reden, schreiben können. Daß er das – wie viele andere SZW-Ideologen – gerne in der Wochenzeitung Junge Freiheit tut, daraus macht er keinen Hehl. (...)
Wo es eine Partei »Die Linke« gebe, da müsse es »demokratietheoretisch« auch eine »Rechte« geben, phantasiert Schönbohm am Ende. Es gebe »vielleicht eine nicht geringe Anzahl von Mitbürgern«, die dies wünschten »ohne es offen auszusprechen« Fazit: Studienzentrum, wie es leibt und lebt.(...)
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