Aus: Ausgabe vom 01.08.2008, Seite 13 / Feuilleton
Hitlers Sammlung
Das Deutsche Historische Museum (DHM) präsentiert im Internet ab sofort alle verfügbaren Informationen über die »Linzer Sammlung« des Naziregimes. Diese Sammlung war im Rahmen von Hitlers »Sonderauftrag Linz« zwischen 1939 und 1945 aus geraubten oder von der Gestapo beschlagnahmten Kunstwerken zusammengestellt worden. Hitler plante unter anderem ein großes Museum im österreichischen Linz, in dem die Kunstwerke nach dem Krieg präsentiert werden sollten. Den Grundstock dafür bildete seine Privatsammlung mit rund 800 Bildern. Er sammelte Kunst systematisch, »wie Käfer«, sagt der Berliner Historiker Hanns Christian Löhr, der die Sammlung zumsammen mit dem Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) katalogisiert hat.
Der Diktator mochte ländliche Szenen und Idyllen und setzte auch als Sammler gemäß seiner faschistischen Ideologie vermeintlich Bodenständiges gegen die »Dekadenz« städtischer sozialkritischer, realistischer Malerei, die er ignorierte.
Insgesamt umfaßt die Linz-Datenbank des DHM 4731 Werke – neben Gemälden auch Tapisserien, Skulpturen, Möbel und Porzellan. Laut DHM-Sammlungsleiterin Monika Flacke ermöglicht die Datenbank in bislang ungekannter Anschaulichkeit und Tiefe Einblicke in die NS-Kunstpolitik. Ziel ist auch die Klärung der Besitzverhältnisse und die Rückgabe eventuell ihren Eigentümern geraubter oder abgepreßter Gegenstände, denn »der Kunsthandel hat ein großes Maß an Kollaboration gezeigt« (Löhr). Angelika Enderlein, Provenienzforscherin im BADV, das die Reststücke der NS-Sammlungen im Bundeseigentum verwaltet und ihre Herkunft zu klären hat, sieht ihre Arbeit durch Kunsthändler erschwert, die »angeblich seltsamerweise nicht mehr über Akten aus dieser Zeit verfügen«. (ddp/jW)
Der Diktator mochte ländliche Szenen und Idyllen und setzte auch als Sammler gemäß seiner faschistischen Ideologie vermeintlich Bodenständiges gegen die »Dekadenz« städtischer sozialkritischer, realistischer Malerei, die er ignorierte.
Insgesamt umfaßt die Linz-Datenbank des DHM 4731 Werke – neben Gemälden auch Tapisserien, Skulpturen, Möbel und Porzellan. Laut DHM-Sammlungsleiterin Monika Flacke ermöglicht die Datenbank in bislang ungekannter Anschaulichkeit und Tiefe Einblicke in die NS-Kunstpolitik. Ziel ist auch die Klärung der Besitzverhältnisse und die Rückgabe eventuell ihren Eigentümern geraubter oder abgepreßter Gegenstände, denn »der Kunsthandel hat ein großes Maß an Kollaboration gezeigt« (Löhr). Angelika Enderlein, Provenienzforscherin im BADV, das die Reststücke der NS-Sammlungen im Bundeseigentum verwaltet und ihre Herkunft zu klären hat, sieht ihre Arbeit durch Kunsthändler erschwert, die »angeblich seltsamerweise nicht mehr über Akten aus dieser Zeit verfügen«. (ddp/jW)
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