Kommunikation, Kultur, Kunst
Von Michael MädeDer jüngste Sproß der Tageszeitung – die jW-Ladengalerie ist gerade mal zehn Monate alt, und schon ziemlich flügge geworden. Dabei war es am Anfang keineswegs gewiß, inwieweit das Konzept, Buchladen, Veranstaltungszentrum und Galerie unter einem Dach zu vereinen, aufgehen würde. Mit dem universell wirkenden Michael Mäde, dem vorrangig für die Galerie verantwortlichen Thomas J. Richter und dem erfahrenen Logistiker Stefan Nitzsche fanden sich Leute zusammen, die diese Quadratur des Kreises überraschend gut lösten. 46 Veranstaltungen mit insgesamt über 3000 Besuchern sprechen dafür, daß die jW-Ladengalerie als linkes Veranstaltungs- und Kommunikationszentrum vor allem von den Lesern dieser Zeitung sehr gut angenommen worden ist. (jW)
Gegenkultur
Wir von der Ladengalerie fühlen uns – wie die Macher der Zeitung – verantwortlich dafür, Raum für linke Gegenkultur, für kritisches Denken, für die Kommunikation über Lebens- und Gesellschaftsentwürfe jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik zu schaffen. Wir sind dabei auch dem progressiven künstlerisch-kulturellen Erbe der DDR verpflichtet, nicht indem wir es museal »ausstellen«, sondern wir versuchen, unseren Beitrag zu leisten, daß es produktiv und manchmal auch provokativ angewendet wird. Kunst ist bei uns kein Beiwerk oder eitler Zierat. Kunst ist integraler Bestandteil unseres Konzeptes von Gegenkultur. Na, ja, zumindest arbeiten wir daran.Immerhin ist es – wenigstens ansatzweise – gelungen, die Vielfalt und Lebendigkeit linken Denkens abzubilden. Dafür stehen Veranstaltungen mit herausragenden linken Publizisten wie Moshe Zuckermann, Winfried Wolf, Klaus Steiniger, Wolfgang Pomrehn, Kurt Pätzold, Jutta Ditfurth, Colin Goldner, Victor Grossman, Georg Fülberth, Alexander Bahar und Domenico Losurdo. Wesentlich für uns war dabei, über den nationalen Tellerrand hinaus zu blicken. Veranstaltungen mit Hans Modrow und dem kubanischen Botschafter Gerardo Peñalver Portal zur aktuellen Situation in Kuba und Lateinamerika waren uns dabei ebensowichtig wie solche zum Kampf von Frauen in der kurdischen Guerilla, zur Situation im Baskenland oder zur Lage politischer Gefangener.
Trotz sehr kurzer Planungszeiten ist es außerdem gelungen, ein anspruchsvolles und facettenreiches Ausstellungsprogramm zu gestalten. Die Künstler Joachim John, Alexander Polzin, Rolf Biebl und Guido Zingerl haben hier Akzente gesetzt. Die gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung realisierte Reihe »antikapitalistische-antifaschistische Gegenkultur«, u.a. mit dem Künstler Bernd Langer und dem Schauspieler Rolf Becker erfreut sich wachsenden Zuspruchs.
Besondere Aufmerksamkeit widmet das Team der Ladengalerie der Szene der linken Liedermacher. Konzerte mit Marta Campos, Prinz Chaos, Gina Pietsch & Hannes Zerbe, Stefan Körbel & Michael Letz stehen für diese Ausrichtung. Die Fortsetzung folgt am 19. September mit einem Konzert des kleinen elektronischen Weltorchester (ewo2). Ewo2 ist ein musikalisch-politisches Projekt, das seit rund zehn Jahren die linken Bewegungen und künstlerischen Randbereiche dieser Republik unterstützt und mitgestaltet.
Am 8.Oktober 2008 schließlich feiert die Ladengalerie das einjährige Bestehen mit einem Konzert von Kai Degenhardt. Am 9.Oktober wird gemeinsam mit der Marx-Engels-Stiftung das Buch »Konturen eines zukunftsfähigen Marxismus« vorgestellt.
Und wenn wir schon mal dabei sind: Am 21. August endet die Sommerpause der jW-Ladengalerie. Es steht gleich eine Buchpremiere zu einem spannenden Thema an: »Prag 68« lautet der Titel des Werks von Klaus Kukuk. Die Moderation der Veranstaltung hat der Journalist und leitende Redakteur der Zeitschrift Ossietzky, Eckart Spoo, übernommen.
Ausblick
Wir werden bis zum 15. Dezember dieses Jahres wieder zahlreiche spannende, streitbare Angebote machen. Weitere Ausstellungen sind in Vorbereitung: Rüdiger Hecht zeigt ab 4.September seine »Berliner Quartette – Fotos und Collagen; Eva Haule ist ab dem 26. September mit einer Fotoreportage über Venezuela in der Ladengalerie zu Gast, und ab 22. Oktober werden Grafiken des großartigen Malers Gabriele Mucchi zu sehen sein. Wir können dennoch nicht alle Wünsche erfüllen. Uns erreichen jetzt schon zehnmal mehr Anfragen, als wir Veranstaltungen realisieren können. Es sind darunter sehr viel gute, fundierte Vorschläge, die es verdient hätten, umgesetzt zu werden. Wir sind also weiter für Hinweise dankbar, bitten aber doch um Verständnis, daß manches seine Zeit braucht. Auch unsere finanziellen Möglichkeiten sind, höflich formuliert, begrenzt. Das zu verändern, geht immer noch am besten dadurch, daß man die Tageszeitung junge Welt stärkt, durch ein Abo zum Beispiel oder durch Zeichnung eines Genossenschaftsanteils. Das läßt sich bequem bei einem Besuch der Ladengalerie erledigen.Wir haben uns also viel vorgenommen für den Rest des Jahres. Der Buchladen hat sein Sortiment kräftig erweitert, neben einem kleinen Antiquariat gibt es u.a. mehr Bücher, Filme und CDs speziell für Kinder. Am 29.August erscheint die nächste Beilage des Shops in der jungen Welt mit vielen Neuerscheinungen linker Literatur.
Und Anfang Oktober soll der neue jW-Onlineshop an den Start gehen. Wir sind bestrebt, unseren Service, im Bereich Recherche und Vertrieb weiter zu verbessern. Und Sie sollten, so Sie einen Berlin-Besuch planen, die Ladengalerie der jungen Welt obligatorisch in Ihr Besuchsprogramm aufnehmen.
Wir bleiben auch wortwörtlich in Bewegung. Das nächste Mal ist der »Laden« unterwegs am 6. September zum Solidaritätsbasar auf dem Alexanderplatz in Berlin. Vielleicht sehen wir uns dort ja am jW-Stand.
Wer regelmäßig per E-Mail über die Veranstaltungen in der jW-Ladengalerie informiert werden möchte, melde sich bitte unter mm@jungewelt.de an.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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