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Aus: Ausgabe vom 11.10.2008, Seite 12 / Feuilleton

Autos hören

Banken und Konzerne neigen dazu, sich und ihre Produkte mit »Höherem« aufwerten: mit Musik, Ballett, Theater, Malerei, Fotografie usw. Volkswagen zelebriert in seiner Edelkarossenschmiede in Dresden Kunst-Performances. Die zum VW-Konzern gehörende Automarke Audi läßt zur Vorstellung eines jeden neuen Modells ein eigenes Musikstück komponieren. Die Künstlergruppe »bauhouse verbindet« hat nun 20 Auto-Musikstücke zu einer Art Audi-Sinfonie umgeschrieben. Premiere war am Mittwoch auf Popkomm, der Fachmesse der untergehenden Plattenindustrie, die gegenwärtig in Berlin ihre Weiter­existenz simuliert. Die Auto-Sinfonie wurde in einer Halle des stillgelegten Kraftwerks Rummelsburg gegeben. Auf der Leinwand liefen Bilder aus der Autoproduktion, von Robotern, Ventilen und Gestängen und von erschöpften Männern des Rennteams. Unten spielte das Konzerthausorchester Berlin (Leitung Max Renne), und über ihm thronten die drei Schöpfer an ihren Steuerpulten. Nach Ansicht der PR-Abteilung von Audi »ein audiovisuelles Konzert der Extraklasse. Sämtliche visuellen und auditiven Elemente wirken synchron auf den Zuhörer.« Danke, alles verstanden. Immerhin wippen, klicken, schweißen und spritzen die Roboter lustig im Takt der Musik. Und natürlich wird gefahren und gefahren. »Auch für die Musiker des Konzerthausorchesters stellt dieses Konzert etwas Besonderes dar.« Nach 28 Minuten war alles vorbei. Es folgten Flying Buffett und After-Show-Party. Konzerthaus-Intendant Frank Schneider: »Die Kunst geht nach Brot.«

(sigsch)

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