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Aus: Ausgabe vom 25.10.2008, Seite 16 / Aktion

Money is good for you

Zeiten der Entscheidung: für Ackermann und Die Welt, oder für Sodann und die junge Welt
Von Dietmar Koschmieder
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Gier oder Verzicht – wer heute noch wählen kann, ist erfolgreich. Josef Ackermann hat noch die Wahl – und verzichtet. Zuerst auf seinen Bonus für das laufende Geschäftsjahr. Dann auf den Zukunftspreis 2008 der CDU-nahen »Initiative Forum Zukunft«. Und schließlich auch noch auf die Milliarden aus dem Bankenrettungspaket der CDU. »Ich würde mich schämen, wenn wir Staatsgeld annehmen würden«, hat er gesagt.

Ganz freiwillig verzichtet Ackermann allerdings nicht. Und es ist keineswegs der ehemalige Tatortkommissar und »betende Kommunist« (Welt online 23.10.) Peter Sodann, der ihn mit provozierenden Äußerungen zu Einsicht und Umkehr bewegte. Sodann hat gesagt, er würde Bankenchef Ackermann sofort verhaften, wäre er denn tatsächlich ein Kommissar. Nein, es waren CDU-Kreise, wie die Rheinische Post (23.10.) aus Regierungskreisen erfuhr, die dem Oberbänker Bonus und Preis mißgönnten. So verlangen Frau Merkel und der Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, Georg Hupfauer, einen Verzicht auf die Auszeichnung.

Natürlich ist Ackermann bestens geeignet für alle denkbaren Preise der CDU und seiner Auftraggeber. Wer bei Zeiten gierig genug ist, kann später bescheiden auftreten, lehrt uns Ackermann. So läßt sich auf einen Bonus gut verzichten, wenn man im Vorjahr ein Gehalt von 14 Millionen Euro eingesackt hat. Und auf die Frage der Bild am Sonntag (19.10.), ob die von ihm angepeilte Bankrendite von 25 Prozent nicht gierig sei, antwortet Ackermann: »Ist es Gier, wenn man möglichst erfolgreich sein will? Das will doch jeder im Leben. Davon lebt unser System. Auch der Wettbewerb um höhere Rendite hat die Menschheit weitergebracht.« Nur wegen der hohen »Profitabilität« konnte man zur Rettung der Hypo Real Estade einen entscheidenden Beitrag leisten. Und weiter: »Die Feinde der Freiheit und der Marktwirtschaft sehen jetzt ihre Stunde gekommen. Aber sie sollten sich nicht zu früh freuen. Die Marktwirtschaft hat aus Krisen immer gelernt und ist dadurch immer besser geworden.« Noch besser kann das eigentlich nur die taz formulieren. Wie Ackermann sieht sie in der Krise die Chance, »wieder nach der Gestaltung des Kapitalismus zu fragen« und schreibt: »Aber während (...) die junge Welt, ATTAC oder andere Machtzuschauer jetzt die Systemfrage wiederkäuen, sind einige Akteure des Systems schon weiter (...) Den Kapitalismus retten (...) die Rettungspakete mit grünem Inhalt füllen (...) Money is good for you« (taz, 16.10.).

In solchen Zeiten muß man sich entscheiden. Für Ackermann und Die Welt. Oder für Sodann und die junge Welt. Damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt, bieten wir Ihnen die junge Welt drei Wochen kostenlos und unverbindlich im Test an.

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Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Regina Steingräber: Ehrlichkeit Als Kommunalpolitikerin der Linken in einer Kleinstadt bin ich ganz bei den Äußerungen von Herrn Peter Sodann und kann seinen Unwillen gegen Herrn Ackermann nachvollziehen. Jeder kennt aus dem Volksm...