Aus: Ausgabe vom 03.11.2008, Seite 12 / Feuilleton
»Jesus, du Schwein!«
Der Österreicher Josef Winkler (55) hat am Samstag in Darmstadt den mit 40000 Euro dotierten Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erhalten. Laudator Ulrich Weinzierl sprach im Staatstheater vom »Winkler-Sound« als »Furor« und bescheinigte dem angeblich Unzeitgemäßen einiger Texte »bestürzende Aktualiät«. Zum öffentlichen Umgang mit den sexuellen Neigungen Jörg Haiders etwa könnte man Winklers 30 Jahre altes Erstlingswerk »Menschenkind« lesen. Den Roman über patriarchalische Gewalt und schwule Liebe schrieb Winkler mit 26 Jahren. 1953 war er als Bauernsohn in Kärnten zur Welt gekommen. Nach dem großen Erfolg von »Menschenkind« 1979 schrieb er unter anderem »Der Leibeigene« (1987) und zuletzt »Roppongi« (2007). In seiner Dankesrede erklärte Winkler, er habe sich schon als Ministrant »nur mit Sätzen« über Wasser halten können – obgleich es in seinem Kärtner Dorf keine Romane zu lesen gegeben habe, »nur Gebetsbücher«. Eines Abends habe er beim Einschlafen vor sich hin gemurmelt: »Jesus, du Schwein!« Sich darauf einstellende Selbstmordgedanken habe er mit »Jesus, du bist kein Schwein!« bekämpft. Heute denke er nur noch selten an Selbstmord. (ddp/jW)
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