Aus: Ausgabe vom 14.11.2008, Seite 13 / Feuilleton
Satanischer Techno?
Der deutsch-türkische Produzent und DJ Butch aus Mainz sieht sich seit der Veröffentlichung seines Debütalbums »Papillon« auf dem Label Great Stuff Ende Oktober mit konfusen Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Im Internet tauchten anonyme Drohungen angeblicher islamischer Glaubensvertreter auf, die dem DJ vorwarfen, sich aus dem muslimischen Schatzkämmerlein musikalisch bereichert zu haben. Es war die Rede von der »verhöhnenden Benutzung« ursprünglich muslimischer Melodiebögen in drei DJ-Butch-Titeln. Damit hatte Butch, der mit bürgerlichen Namen Bülent Gürler heißt, nicht gerechnet. Entgegen anderslautenden Gerüchten soll die Platte nicht vom Markt genommen werden. Labelmanager Rainer Weichhold: »Daß gewisse Tonfolgen eine Ähnlichkeit zu traditionellen Muezzin-Rufen aufweisen, ist auf keinen Fall religiös abwertend gemeint, sondern entspringt der kulturellen Herkunft des Künstlers.« Butch sieht es ähnlich. »Solche Melodien sind einfach Teil der Geschichte meiner Familie. Das wäre ja noch schöner. Da sind doch keine satanischen Verse auf Techno.« Ob das auch für die religiösen Copyrightwächter plausibel klingt, wird man sehen.(rf)
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