Aus: Ausgabe vom 22.11.2008, Seite 16 / Aktion
Alles macht auf Antifa
Von Lothar BassermannIst die autonome Antifa bei soviel »zivilgesellschaftlichem« Aufruhr gegen das Böse also arbeitslos? Auch in anderen Städten wie Magdeburg, Bremen, Leipzig, Hamburg und Dresden gibt es schließlich eine Anti-»Thor-Steinar«-Front, wie ein Blick auf den Weblog stopthorsteinar.blogsport.de zeigt. Kann junge Welt die wöchentliche antifa-Seite einstellen und z.B. mehr Sport bringen? Keine Sorge, die Tageszeitung junge Welt hat das Thema Antifaschismus weiterhin auf ihrer Agenda und berichtet eben auch darüber, wo sich die anderen nicht die Finger verbrennen wollen: über brutale Polizeiübergriffe gegen Neonazigegner bei Demonstrationen und Repressionsverfahren gegen Antifas sowie andere Linke beispielsweise.
Sofern es unsere knappen Ressourcen ermöglichen, ist unser Team vom jW-Aktionsbüro bei antifaschistischen Events auch selbst mit Zeitungen vor Ort. Oder als Medienpartnerin wie beim alljährlichen Antifajugendtreffen der VVN-BdA im Januar oder der Antifademo am vergangenen Wochenende durch Berlin, bei der tausend Menschen unter dem Motto »Kein Kiez für Nazis« durch Pankow zogen. Dieses Wochenende steht die traditionelle Gedenkdemonstration für den am 21.November 1992 von Neonazis erstochenen Antifaschisten Silvio Meier in Berlin an. Der Startpunkt ist am Samstag, 15 Uhr, der U-Bahnhof Samariterstraße. jW ist dabei. Und schon in zwei Wochen sind wir wieder mittenmang, wenn Neonazis im Stadtteil Lichtenberg für ein »nationales Jugendzentrum« aufmarschieren wollen und engagierte Antifaschistinnen und Antifaschisten angekündigt haben, dies »sabotieren, blockieren und verhindern« zu wollen. Zu recht, wie wir finden.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!