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Aus: Ausgabe vom 12.12.2008, Seite 12 / Feuilleton

Orchesterstreik

Es war zu schön, um wahr zu sein. Im Spitzengespräch der Musikergewerkschaft DOV und des Deutschen Bühnenvereins am 4. Dezember, »in positiver Atmosphäre«, schien eine Einigung noch vor Weihnachten greifbar nahe. Doch im tags darauf gelieferten Formulierungsvorschlag der sogenannten Arbeitgeber hob der letzte Halbsatz die Anpassung der Orchestertarife an die Lohnentwicklung im öffentlichen Dienst wieder auf: Es sollte nämlich die Tariferhöhung wegfallen, wenn auch nur ein Bereich innerhalb eines Theaters, sei es Technik oder Ballett, keine Erhöhung bekommt. Man muß nur verschiedene Interessen gegeneinander ausspielen, und schon fällt das ganze kunstvoll gebaute Tarifsystem zusammen. Von »Arbeitgebern« und der Presse wird ohnehin der Neid gegen die Orchestermusiker geschürt, die vermeintlich viel mehr verdienen als andere Sparten – und viel mehr Freizeit haben. Für die Tarifkommission der DOV, die am Mittwoch tagte, stand bald fest, daß die vor Jahrzehnten erkämpfte Gleichbehandlung der Musiker mit den Angestellten des öffentlichen Dienstes nicht aufgegeben werden darf. Nicht nur die Klausel, sondern auch die Taktik des Bühnenvereins werden als untauglich abgelehnt. Klare Sache: Die Aussetzung der Streiks wird aufgehoben. »Wenn die Warnstreiks im Oktober und die Vollstreiks in acht Großstädten nicht genügt haben, müssen wir nachlegen«, sagte Gerald Mertens, der Verhandlungsführer der Musiker. »Wir sammeln unsere Kräfte neu, noch vor Weihnachten planen wir weitere Streiks.« (ssch)

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