Aus: Ausgabe vom 31.01.2009, Seite 16 / Aktion
Rätselraten
Von Dietmar Koschmieder
AP
Bei der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau findet man auf der Titelseite keinen Hinweis auf den Streiktag. Erst auf Seite neun (bzw. sechs) steht ein kurzer Bericht. Dem der SZ kann man nicht einmal eine Teilnehmerzahl entnehmen. Die SZ verlor innerhalb der letzten fünf Jahre zwei Prozent ihrer Abonnements und zehn Prozent ihrer Kioskverkäufe. (FR: 26 bzw. 47 Prozent). Der Tagesspiegel hat ebenfalls keinen Hinweis auf der Titelseite, spricht dann auf Seite fünf von »mehreren hunderttausend Franzosen« und einer »unübersehbaren Menschenmenge in Paris«. (Der TSP verliert sechs bzw. 28 Prozent). Auch bei der tageszeitung reicht es nicht zur Titelgeschichte, aber auf Seite zwei spricht sie von mehr als einer Million Teilnehmenden und 70 Demos (die taz verliert acht bzw. 24 Prozent). Das Handelsblatt teilt auf Seite sechs mit, daß laut Polizeibericht 65000 Demonstranten in Paris auf den Beinen waren. So also sieht eine unübersehbare Menschenmenge aus. Immerhin heißt es aber auch, daß 1,5 Millionen auf den Straßen waren (das HB verliert jeweils zehn Prozent). Super ebenfalls die Financial Times Deutschland: Sie berichtet auf Seite neun von mehr als einer halben Million Teilnehmenden (die FTD verliert vier bzw. 25 Prozent). Die FAZ behandelt das Thema recht ausführlich auf Seite drei, nennt aber keine Teilnehmerzahlen. Nur in der Bildunterschrift heißt es, in Marseille protestierten, wie in allen Großstädten »mehrere tausend Beschäftigte« (die FAZ verliert neun bzw. zehn Prozent). Im Neuen Deutschland schafft es das Thema auf die Titelseite, allerdings wird die Teilnehmerzahl der Pariser Demo auf 300000 reduziert (das ND verliert 16 bzw. 39 Prozent).
Unterdessen geht das große Rätselraten in den Verlagshäusern weiter, wieso die Printmedien an Auflage verlieren. Die junge Welt hat übrigens im Vergleichszeitraum zugelegt (neun bzw. 76 Prozent). Und das soll auch so weitergehen. Auch dank Ihrem Abonnement.
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