Aus: Ausgabe vom 06.02.2009, Seite 12 / Feuilleton
Bei Augsteins
Bei der Wochenzeitung Freitag hat die Augstein-Ära endgültig begonnen. An elf Bahnhöfen gibt es heute spektakulären Interaktionismus. Reisende sollen an Laptops die neue Internetseite der zum »Meinungsmedium« umbenannten Ost-West-Zeitung kennenlernen. Jeder kann Teil der neuen Freitag-Community sein und richtet sich am besten gleich am Bahnhof ein eigenes Weblog ein, geht das Werbeversprechen. Die »Internetpräsenz« wirkt ein bißchen sexyer als erwartet, ein bißchen nationaler – mit dunkelblau-rot-gelben Lettern und einer sich räkelnden Frau soll augenscheinlich eine jüngere Leserschaft gewonnen werden.
Im Mai 2008 wurde die Zeitung von Spiegel-Sohn Jakob Augstein gekauft. Seither gibt es berechtigte Sorgen um die Abkehr des Blattes von seiner linken Identität. Von der Titelseite der aktuellen Printausgabe grinst einem über der Überschrift »Klick den Kanzler« Westerwelle ins Gesicht. Das verheißt nichts Gutes, paßt aber zu Augsteins Plänen: »Bürgerlich-konservative Schreiber« hat er neulich öffentlich gesucht, »Linkskonservative« hätte die Redaktion genug. Und mehr Platz für Meinung müsse geschaffen werden. Mehr Platz für Werbeanzeigen gibt es schon. Auf der ganzen Seite 9 der aktuellen Ausgabe wirbt der Victorinox-Konzern für »Swiss Army«-Uhren, die schnell mal über 1000 Euro. kosten. Wie zum ironischen Trost besteht die Seite 17 aus einer Anzeige für ein Spiegel-Sonderheft zum Ende des römischen Reichs. (jW)
Im Mai 2008 wurde die Zeitung von Spiegel-Sohn Jakob Augstein gekauft. Seither gibt es berechtigte Sorgen um die Abkehr des Blattes von seiner linken Identität. Von der Titelseite der aktuellen Printausgabe grinst einem über der Überschrift »Klick den Kanzler« Westerwelle ins Gesicht. Das verheißt nichts Gutes, paßt aber zu Augsteins Plänen: »Bürgerlich-konservative Schreiber« hat er neulich öffentlich gesucht, »Linkskonservative« hätte die Redaktion genug. Und mehr Platz für Meinung müsse geschaffen werden. Mehr Platz für Werbeanzeigen gibt es schon. Auf der ganzen Seite 9 der aktuellen Ausgabe wirbt der Victorinox-Konzern für »Swiss Army«-Uhren, die schnell mal über 1000 Euro. kosten. Wie zum ironischen Trost besteht die Seite 17 aus einer Anzeige für ein Spiegel-Sonderheft zum Ende des römischen Reichs. (jW)
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