Aus: Ausgabe vom 10.02.2009, Seite 13 / Feuilleton
Das große Pardon
Gestern mußte auf dieser Spalte der Eindruck entstehen, die Spendengala »Cinema for Peace« habe etwas mit dem »Friedensfilmpreis der Berlinale« zu tun. Einigermaßen irre, dieser Kurzschluß. Wir bitten um Nachsicht.
Die Gala war gestern abend vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Bei Redaktionsschluß boten die Agenturen nur Bilder von der »Kennlernparty« am Vorabend an: »Ankunft Joschka Fischer« oder »Leonardo DiCaprio im Gespräch mit Michail Gorbatschow«. Dieses reine Charity-Bizz hat mit der Berlinale nichts zu tun. Der »Friedensfilmpreis« sehr wohl.
Er wird am Sonntag zum 24. Mal verliehen, für deutlich weniger Geld (zirka 8000 Euro dieses Jahr) – in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. Die Laudatio hält Robert Thalheim, Regisseur von »Am Ende kommen Touristen«.
Der Friedensfilmpreis ist heute mit 5000 Euro dotiert. Das Preisgeld kommt von der Böll-Stiftung. Schirmherrin ist die IPPNW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs/Ärzte in sozialer Verantwortung. Günter Grass, Inge und Walter Jens gehören zur Liste der ehemaligen Unterstützer. In fast jeder Hinsicht steht der Preis besser da als in den Anfangsjahren nach 1986: »Vom damaligen Festivalleiter nicht ernstgenommen wurde Jahr für Jahr um Anerkennung bei Fachpublikum und politisch interessierter Öffentlichkeit gerungen. Zur ersten Preisvergabe in der Filmbühne am Steinplatz kamen etwa 60 Zuschauer, ein Preisgeld gab es nicht.«
2001 wechselte der Festivalleiter. Der neue wurde 2005 nach der Bedeutung gefragt: »Na, offensichtlich eine größere als früher, denn dieses Mal bekommt der Friedensfilmpreis ein eigenes Kästchen im Programmheft«. Dieter Kosslick sagte in diesem Interview auch, daß die damals »19 unabhängigen Jurys seit drei Jahren nicht mehr ›Nebenjurys‹« genannt werden. »Wichtig ist: Die Preise der unabhängigen Jurys helfen – gerade weil sie sehr spezifisch sind – als Marketinginstrument, das darf man nicht vergessen. Die Vermarktung in speziellen Zielgruppen wird dadurch erleichtert.«
Der »Friedensfilmpreis« ist sicher mehr als ein Marketingsegment, auch wenn die Juroren niemand kennt und die Mitteilungen des Pressebüros komisch werbetrommlerisch daherkommen: »Erotisch, sektionsübergreifend, einmalig. – Warum der Friedensfilmpreis im Berlinale-Preisreigen außergewöhnlich ist: Sechs Gründe« war die eine überschrieben. Eine andere begann mit »Frieden wird für viele Menschen immer wichtiger«. Irgendwie klang das nach Charity-Gala, Pardon.
(jW)
Die Gala war gestern abend vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Bei Redaktionsschluß boten die Agenturen nur Bilder von der »Kennlernparty« am Vorabend an: »Ankunft Joschka Fischer« oder »Leonardo DiCaprio im Gespräch mit Michail Gorbatschow«. Dieses reine Charity-Bizz hat mit der Berlinale nichts zu tun. Der »Friedensfilmpreis« sehr wohl.
Er wird am Sonntag zum 24. Mal verliehen, für deutlich weniger Geld (zirka 8000 Euro dieses Jahr) – in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. Die Laudatio hält Robert Thalheim, Regisseur von »Am Ende kommen Touristen«.
Der Friedensfilmpreis ist heute mit 5000 Euro dotiert. Das Preisgeld kommt von der Böll-Stiftung. Schirmherrin ist die IPPNW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs/Ärzte in sozialer Verantwortung. Günter Grass, Inge und Walter Jens gehören zur Liste der ehemaligen Unterstützer. In fast jeder Hinsicht steht der Preis besser da als in den Anfangsjahren nach 1986: »Vom damaligen Festivalleiter nicht ernstgenommen wurde Jahr für Jahr um Anerkennung bei Fachpublikum und politisch interessierter Öffentlichkeit gerungen. Zur ersten Preisvergabe in der Filmbühne am Steinplatz kamen etwa 60 Zuschauer, ein Preisgeld gab es nicht.«
2001 wechselte der Festivalleiter. Der neue wurde 2005 nach der Bedeutung gefragt: »Na, offensichtlich eine größere als früher, denn dieses Mal bekommt der Friedensfilmpreis ein eigenes Kästchen im Programmheft«. Dieter Kosslick sagte in diesem Interview auch, daß die damals »19 unabhängigen Jurys seit drei Jahren nicht mehr ›Nebenjurys‹« genannt werden. »Wichtig ist: Die Preise der unabhängigen Jurys helfen – gerade weil sie sehr spezifisch sind – als Marketinginstrument, das darf man nicht vergessen. Die Vermarktung in speziellen Zielgruppen wird dadurch erleichtert.«
Der »Friedensfilmpreis« ist sicher mehr als ein Marketingsegment, auch wenn die Juroren niemand kennt und die Mitteilungen des Pressebüros komisch werbetrommlerisch daherkommen: »Erotisch, sektionsübergreifend, einmalig. – Warum der Friedensfilmpreis im Berlinale-Preisreigen außergewöhnlich ist: Sechs Gründe« war die eine überschrieben. Eine andere begann mit »Frieden wird für viele Menschen immer wichtiger«. Irgendwie klang das nach Charity-Gala, Pardon.
(jW)
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