J. K. ist tot
In Berlin ist in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch der Wirtschaftshistoriker und Publizist Jürgen Kuczynski im Alter von 92 Jahren verstorben. Jürgen Kuczynski gehörte zu den bekanntesten Wissenschaftlern der DDR. Er hinterließ ein thematisch vielgestaltiges Werk und eine der bedeutendsten Privatbibliotheken Deutschlands.
Jürgen Kuczynski war bis zu seinem Tode wissenschaftlich und publizistisch aktiv, so auch als Kolumnist für die junge Welt. Noch im Juli 1997 war sein Buch »Was wird aus unserer Welt? Betrachtungen eines Wirtschaftswissenschaftlers« erschienen. Zu den Hauptwerken des Wirtschaftshistorikers gehören die 40bändige »Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus« und die mehrbändige »Geschichte des Alltags des deutschen Volkes«.
Jürgen Kuczynski, der aus einer jüdischen Gelehrten- und Bankiersfamilie stammte, hatte Philosophie, Ökonomie und Geschichte studiert. In den zwanziger Jahren stieß er zur kommunistischen Bewegung. An seinem Selbstverständnis als Kommunist hielt er bis zuletzt fest. In der DDR leitete er u. a. die Institute für Wirtschaftsgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität und an der Akademie der Wissenschaften. Zeitweise war er Abgeordneter der Volkskammer.
Als PDS-Mitglied gehörte Jürgen Kuczynski dem »Rat der Alten« der Partei an. Wie der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky in Reaktion auf die Nachricht vom Tod des Wissenschaftlers sagte, blieben dessen wissenschaftliche Impulse »prägend« für die Partei.
(jW)
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