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Aus: Ausgabe vom 03.03.2009, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Lesetip

Gewerkschaften hilflos in der Krise

In einem Beitrag für die Schweizer Zeitschrift Widerspruch beschäftigt sich der Jenaer Soziologe Klaus Dörre mit dem Ausbleiben einer adäquaten Reaktion der Gewerkschaften auf die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise. Seine Ausgangsthese: »Angesichts des offenkundigen Versagens marktradikaler Ideologie müßte eigentlich die Stunde der Gewerkschaften schlagen, doch die Realität sieht anders aus. Im Konzert um Maßnahmen zur Stabilisierung des Weltfinanzsystems ist die Stimme der Arbeit derzeit kaum wahrnehmbar.« Es scheine, »als würden die gewerkschaftlichen Führungsgruppen von der aktuellen Dynamik überrollt«. Die Ursachen dieses Zustandes sucht Dörre in der Erosion gewerkschaftlicher Macht im Zuge der Entwicklung einer »postdemokratischen Gesellschaft«. Die Übertragung der finanzkapitalistischen Wettbewerbslogik auf alle Sektoren der Gesellschaft übt demnach einen enormen Veränderungsdruck auf die organisierten Arbeitsbeziehungen aus, durch die die Gewerkschaftsmacht selbst in ihren Hochburgen in Frage gestellt wird. Nach dieser Bestandsaufnahme erörtert der Autor, inwieweit Konzepte des »Organizing« helfen könnten, die Krise der Gewerkschaften zu überwinden und eine Demokratisierung sowohl der Beschäftigtenorganisationen als auch der Gesellschaft insgesamt zu befördern. (jW)

Widerspruch 55. 240 Seiten, 16 Euro. www.widerspruch.ch

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