Aus: Ausgabe vom 03.03.2009, Seite 13 / Feuilleton
China gegen Christie
Was ist der Unterschied zwischen Yves Saint Laurent und Manfred
Mustermann, dessen letzter Halt im Leben die Einrichtung der
Schrankwand oder des Setzkastens ist? Yves Saint Laurent hatte
etwas mehr Geld zur Verfügung. Gerade wurde der Nachlaß
des französischen Modedesigners in Paris für sagenhafte
373,5 Millionen Euro versteigert, darunter zwei aus China
gestohlene Bronzeskulpturen. Am Montag gab sich ihr
Käufer zu erkennen. Es ist der chinesische Kunsthändler
Cai Mingchao. Er teilte zugleich mit, daß er den Preis von
15,7 Millionen Euro pro Skulptur nicht zahlen wird. »Ich
glaube, jeder Chinese hätte sich in dieser Situation
erhoben«, erklärte Cai vor Journalisten in Peking. Die
Nachrichtenagentur Xinhua meldete unter Berufung auf den
stellvertretenden Leiter der chinesischen Stiftung Nationales
Kulturerbe, Niu Xiangfeng, Cai und die Stiftung hätten
gemeinsam gehandelt, um einen Verkauf an Dritte zu verhindern. Der
Zahlungsaufforderung des Auktionshauseses Christie’s werde
man nicht nachkommen. Die Stiftung bemüht sich seit 2002
darum, Beutekunst nach China zurückzuholen. Cai gehört
laut Xinhua zu ihren Beratern. Die Bronzefiguren, die eine Ratte
und einen Hasen darstellen, waren trotz heftiger Proteste der
chinesischen Regierung unter den Hammer gekommen. Christie’s
hatte versichert, Yvea Saint Laurent hätte sie
rechtmäßig bei einem Pariser
Antiquitätenhändler erworben. Ursprünglich waren die
Skulpturen Teil eines Brunnens, den der französische Jesuit
Michel Benoist für den Sommerpalast des Kaisers Qianlong
(1735–1795) in Peking konzipiert hatte. Der chinesischen
Regierung zufolge hatten britische und französische Soldaten
den Brunnen 1860 geplündert. (AFP/jW)
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