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Aus: Ausgabe vom 07.08.1997 / Ausland

Die Opferliste wird länger

45 000 Menschen gedachten in Hiroshima des Atombombenabwurfs

Die japanische Stadt Hiroshima hat am Mittwoch mit einer Großkundgebung des Atombombenabwurfs durch die USA vor 52 Jahren gedacht. Im Friedenspark versammelten sich rund 45 000 Menschen, die eine Minute lang schweigend verharrten. Ministerpräsident Ryutaro Hashimoto sagte, Japan werde darauf drängen, daß der Atomwaffensperrvertrag noch von weiteren Staaten ratifiziert werde, um so schnell wie möglich in Kraft zu treten. Dafür ist die Zustimmung der Parlamente von mindestens 44 Ländern nötig. Eine Welt ohne Nuklearwaffen sei der inständige Wunsch seines Landes, fügte Hashimoto hinzu. Hiroshimas Bürgermeister Takashi Hiraoka übte auf der Kundgebung nahe der Abwurfstelle scharfe Kritik an den USA wegen ihres jüngsten Atomversuchs. Washington hatte erklärt, der Plutonium- Test vom Juli stelle keine Verletzung des Atomwaffensperrvertrags dar. Hiraoka kritisierte, daß die USA einerseits den Abbau ihres Atomarsenals versprächen, andererseits weiterhin ein atomares Testprogramm betrieben. »Diese Haltung entbehrt jeglicher Weisheit, die gebraucht wird, wenn alle Völker koexistieren sollen«, sagte der Bürgermeister.

Nach den Worten des Bürgermeisters starben allein im vergangenen Jahr weitere 5 076 Menschen an den Spätfolgen des Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Insgesamt belaufe sich die Zahl der Opfer auf 202 118. Allein in den ersten Monaten nach dem Angriff, der weite Teile Hisroshimas in Schutt und Asche legte, sollen bis Ende 1945 insgesamt 140 000 Menschen an den Folgen der radioaktiven Strahlung umgekommen sein. Am 8. August 1945 hatten die USA eine weitere Bombe über der japanischen Hafenstadt Nagasaki abgeworfen. Japan ist bislang das einzige Land, das einem Atomangriff ausgesetzt war.

(AFP/jW)

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