Aus: Ausgabe vom 14.03.2009, Seite 12 / Feuilleton
Wolfgang Hartmann tot
Nach schwerer Krankheit ist im Alter von 79 Jahren in Berlin
Wolfgang Hartmann gestorben. Anfang der 60er Jahre schickte ihn die
Hauptverwaltung Aufklärung in den Westen, wo er 1965 einen
Studenten in Heidelberg anwarb, der dann im Bonner Auswärtigen
Amt als Diplomat Karriere machte. Diese Verbindung sollte Hartmann
ein Vierteljahrhundert beschäftigen. Er war der
Führungsoffizier eines Diplomaten, der ihn für
»Herrn Salzmann« aus dem Topmanagement eines der
großen bundesdeutschen Unternehmerverbände hielt. 1990
wurde der Mann in Bonn verraten und verhaftet. Er bestritt,
für die DDR spioniert zu haben, schließlich sei er
Antikommunist. Das hielt man für eine Schutzbehauptung. Bei
dem Antikommunisten waren eine Reihe Urlaubsfotos gefunden worden,
die ihn mit Hartmann beim Urlaub am Mittelmeer zeigten. Die
Ermittlungsbehörden spürten Hartmann in Ostberlin auf. Er
bestätigte, was der Antikommunist erzählt hatte. Der
Diplomat war »unter fremder Flagge« geworben und
geführt worden, man mußte ihn laufen lassen. Diese
Geschichte machte Hartmann erstmals in dem Sammelband
»Top-Spione in Westen« (2008, edition ost)
öffentlich. (jW)
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