Aus: Ausgabe vom 06.04.2009, Seite 12 / Feuilleton
Geier am Kunstmarkt
Der Spiegel hat einen britischen Kunstkenner aufgetrieben, der
nichts hält von der Rückgabe sogenannter NS-Raubkunst an
die Erben der früheren jüdischen Eigentümer.
»Mit der Rückgabe von ein wenig Kunst können Sie
nichts wiedergutmachen, und man sollte diesen Eindruck auch nicht
erwecken wollen«, sagte Sir Norman Rosenthal (64),
früher Kurator der Royal Academy in London, dem Magazin.
»Unfaßbar Furchtbares ist geschehen. Wie wollen Sie das
vergeben? Indem Sie einen Tizian einpacken?« Vielleicht
hätte der Spiegel statt »vergeben« besser
»wiedergutmachen« übersetzt. Rosenthals Mutter
flüchtete aus Deutschland. Er sei nie daran interessiert
gewesen, früheres Eigentum seiner Eltern zurückzubekommen
und könne verstehen, daß Museumsdirektoren gegen
Restitutionen seien. Es sei »schade, wenn Werke
plötzlich aus der Öffentlichkeit, aus der Sichtbarkeit
verschwinden«. Man müsse bei der Diskussion
berücksichtigen, »daß der Kunstmarkt in den
vergangenen Jahren explodiert ist und Begehrlichkeiten geweckt hat.
Die Leute, die da mitverdienen wollen, erinnern mich an
Aasgeier«. Oft genug werde ein Bild sofort nach der
Restitution veräußert, »und so mancher Anwalt
erhält 50 Prozent des Erlöses«. (ddp/jW)
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