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Aus: Ausgabe vom 09.08.1997 / Ausland

Grünes Licht für Verhandlungen

Nord- und Südkorea: Im Herbst beginnen Friedensverhandlungen

Nach einem mehr als vierzig Jahre dauernden Zustand des bloßen Waffenstillstandes wollen Nord- und Südkorea im Herbst Friedensverhandlungen aufnehmen. Dies gaben die beiden koreanischen Staaten sowie China und die USA am Donnerstag abend zum Abschluß von dreitägigen Sondierungsgesprächen in New York bekannt. Zunächst sollen vom 15. September an weitere vorbereitende Gespräche in der US-Metropole stattfinden. Sechs Wochen nach deren Abschluß sollen in Genf die eigentlichen Friedensverhandlungen beginnen. Noch kurz vor der Vereinbarung hatte Pjöngjang mehrere Bedingungen für eine Aufnahme der Verhandlungen gestellt und unter anderem den Abzug der US-Truppen aus Südkorea und der gesamten Region gefordert. Dies führte zu einer kurzfristigen Unterbrechung der Sondierungsgespräche, brachte sie aber nicht zum Scheitern.

»Die Atmosphäre war sehr gut. Die Struktur der Vierparteiengespräche scheint zu funktionieren«, sagte der stellvertretende Abteilungsleiter im US-Außenministerium, Charles Kartman. Der Leiter der nordkoreanischen Delegation, Kim Gye Gwan, bezeichnete die Sondierungsgespräche als »sehr hilfreich« für die Zukunft, auch wenn keine konkreten Ergebnisse vereinbart worden seien.

Südkoreanische Vertreter äußerten dagegen die Befürchtung, daß Seoul bei der sich anbahnenden Verständigung isoliert dastehen könnte. »Seoul verdächtigt den Norden, die Vierparteiengespräche in ein Forum für eine zweiseitige Verständigung zwischen Nordkorea und den USA verwandeln zu wollen«, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Seoul, Lee Kyu Hyong. Pjöngjang versuche bei den Gesprächen offenbar, lediglich die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu verbessern und die innerkoreanische Verständigung auf die lange Bank zu schieben. Eine offizielle Reaktion Seouls werde aber noch folgen, kündigte der Sprecher an.

Nach Angaben eines südkoreanischen Vertreters forderte Nordkorea bei den Sondierungsgespächen in New York ein Ende der von den USA verhängten Wirtschaftssanktionen und weitere Lebensmittellieferungen des Südens noch vor Beginn der eigentlichen Friedensverhandlungen. Seoul und Washington würden in dieser Frage jedoch »nichts versprechen«, sagte er weiter. Es sei »schon möglich«, daß Pjöngjang mit seiner Forderung nach einem US- Truppenabzug aus der Region die US-Präsenz in Japan gemeint habe, sagte er. Die beiden westlichen Verbündeten würden am Freitag die Ergebnisse der Vorgespräche analysieren.

(AFP/jW)

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