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Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
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Aus: Ausgabe vom 02.05.2009, Seite 16 / Aktion

Reif für die Insel?

Die jW-Genossenschaft sucht 206 neue Mitglieder und lädt zur Jahreshauptversammlung am 27. Juni in Berlin ein
Von Arnold Schölzel
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Gegen die Existenz von sozialistischen Insellösungen im kapitalistischen »Meer« ist im Lauf der letzten 200 Jahre viel Richtiges eingewandt worden. Zumeist laufen die Argumente darauf hinaus, daß sich das betreffende Unternehmen, die Genossenschaft, die Agrar- oder Wohnkommune, das betreffende Land oder sogar die ganze sozialistische Staatengemeinschaft, die sich aus dem Kapitalismus verabschieden wollte, letztlich den Gesetzen des Weltmarktes unterwerfen mußte, also jener Konkurrenz, die sie im Innern beseitigen wollte – mit entsprechenden Folgen. An dem Argument ist viel dran, aber nicht alles. Vor allem stehen dem Hartnäckigkeit und Zähigkeit von Leuten entgegen, die beim großen Kapitaldesaster nicht mehr mitmachen wollen und mehr oder minder klare Vorstellungen von einer anderen Lebensform als der derzeit herrschenden haben.

Trägt aber eine Genossenschaft eine Tageszeitung mit kapitalismuskritischer oder gar sozialistischer, mit antifaschistischer und antimilitaristischer, mit breiter linker Ausrichtung wie die junge Welt, sieht die Sache etwas anders aus. Da lohnt sich die kleine Lösung. Das meinen offenbar 794 Mitglieder der »Linke Presse Förderungs- und Beteiligunsgenossenschaft junge Welt e.G.«, abgekürzt LPG junge Welt, die derzeit weit über 1200 Anteile in Höhe von jeweils 500 Euro halten. Sie leisten sich den Luxus, sechsmal pro Woche – ausgenommen Feiertage und jW-Jahresklausur – diese Zeitung herauszugeben. Das geschieht seit Eintragung der LPG 1998 beim zuständigen Amtsgericht beständig und gemessen an der damaligen Situation der Zeitung mit Erfolg. Sogenannte Kreditklemmen, also die Weigerung von Banken, Finanzierungen vorzustrecken, kennt sie schon lange, aber da sie die LPG hat, meisterte sie bislang jeden finanziellen Engpaß. Die jW-Genossenschaft ist allerdings keine Melkkuh, sondern ein Kreditgeber, der noch den einfachen Regeln des Geldverkehrs folgt, nicht »innovativen Finanzprodukten«. Mehr Rendite als die Tageszeitung wird allerdings nicht versprochen. So sehen heute Inseln aus: Ein ziviler Umgang mit Kapital für sozialistische Zwecke. Wenn Sie reif dafür sind, werden Sie Mitglied! 206 Genossenschafterinnen und Genossenschafter fehlen uns noch zu den 1000, die wir 2009 werden wollen.

* Die Jahreshauptversammlung 2009 der LPG junge Welt findet am Sonnabend, dem 27. Juni, ab 13 Uhr in der jW-Ladengalerie, Torstr. 6, 10119 Berlin statt. Die Mitglieder der Genossenschaft sind herzlich eingeladen.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!