Aus: Ausgabe vom 13.05.2009, Seite 13 / Feuilleton
Domina von der Leyen
Die neue Ausgabe der Gigi, »Zeitschrift für sexuelle
Emanzipation«, zeigt Ursula von der Leyen auf dem Cover als
»die Domina des Internets«. In der Titelgeschichte
befaßt sich Autor Sebastian Anders mit dem von der
Familienministerin entfachten Hype um Kinderpornographie als
»Weg in den Totalitarismus«, als neueste Erfindung, um
den Repressionsstaat auszuweiten. Hype deswegen, weil es nach
Anders für den behaupteten Anstieg von Kinderpornographie im
Internet keinerlei wissenschaftliche Hinweise gebe. Die Server, die
sie verbreiten, stehen auch nicht in der sogenanten Dritten Welt,
sondern im Westen, ihre kommerzielle Produktion findet nicht mehr
statt, seit die ukrainische Regierung 2004 den letzten bekannten
Hersteller geschlossen hat. Kinderpornografie gibt es nicht im
World Wide Web zu kaufen, sie wird über IRC oder P2P-Netzwerke
anonym getauscht. So ist es wenig verwunderlich, daß
Kinderpornographie in den extra zu ihrer Bekämpfung erstellten
Listen von zu verbietenden Internetseiten fast vollständig
fehlt: Beispielsweise enthielt die dänische Verbotsliste vom
Februar 2008 zwar 3863 Seiten, doch viele waren »nicht mehr
erreichbar oder hatten den Inhaber gewechselt, ein großer
Teil betraf herkömmliche Pornographie sowie ein
niederländisches Transportunternehmen. Kinderpornographie war
nahezu nicht zu finden, kommerziell vertriebene gar nicht.«
Die thailändische Verbotsliste, die ausdrücklich zur
»Eindämmung der Kinderpornographie« initiiert
wurde, enthielt hauptsächlich Internetseiten, die die dortige
Königsfamilie kritisierten. (jW)
Gigi Nr. 61, 2,50 Euro, zu beziehen über redaktion@gigi-online.de
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