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Aus: Ausgabe vom 11.08.1997 / Ausland

Regierungssoldaten auf Komoren-Insel Anjouan gelandet

Lage bleibt unübersichtlich. Appelle an die Weltöffentlichkeit

Rund hundert Soldaten der Zentralregierung der Komoren sind in der Nacht zum Sonnabend auf der nach Unabhängigkeit strebenden Insel Anjouan gelandet und haben sich auf den Weg in die Insel-Hauptstadt Mutsamudu gemacht. Dabei kam es nach Angaben afrikanischer Diplomaten in Paris zu ersten Zusammenstößen mit den Aufständischen auf der kleinen Insel vor der Ostküste Afrikas. Von einer Militärintervention könne jedoch nicht die Rede sein, hieß es. Dazu seien die Truppen der Komoren mit insgesamt rund 1 200 Mann und dürftiger Ausrüstung zu schwach. Sowohl die Unabhängigkeitsbewegung wie die Regierung in Moroni richteten Appelle an die internationale Gemeinschaft. Die Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) entsandte einen Vertreter auf die Komoren, »um die Einheit und territoriale Integrität der Republik« zu gewährleisten, wie die Organisation erklärte.

Neben regulärem Militär der »Islamischen Bundesrepublik der Komoren« seien an der Operation auch ausländische Söldner beteiligt, erklärte ein Sprecher der Unabhängigkeitsbewegung. Die Angreifer hätten bei der Landung Schüsse abgefeuert und seien auf dem Weg nach Mutsamudu. Der Sprecher forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, die Intervention zu stoppen. Die Unabhängigkeitskämpfer nahmen seinen Angaben zufolge am Morgen den Flughafen Anjouans ein.

Der Führer der legalen Opposition auf den Komoren, Abbas Djoussouf, sagte unterdessen in Paris, die Lage in seiner Heimat sei konfus. Es gebe mehrere Versionen über das Geschehen. Zwar seien Regierungstruppen bei der Ortschaft Bimbi gelandet, doch zu Zusammenstößen sei es vermutlich noch nicht gekommen.

Anjouan hatte sich am vergangenen Sonntag für unabhängig erklärt und die Wiederanbindung an die ehemalige französische Kolonialmacht gefordert. Auch auf der Insel Moheli wurden am Dienstag französische Flaggen gehißt und die Verbindung zur Regierung auf der Hauptinsel Grande Comore abgebrochen. Alle drei Inseln waren 1975 in die Unabhängigkeit entlassen worden. Die vierte Komoreninsel Mayotte entschied sich dagegen in einer Volksabstimmung, bei Frankreich zu bleiben.

(jW/AFP)

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