ETA-Führer an Spanien ausgeliefert
Die Auslieferung dreier Führungsmitglieder der ETA an Spanien hat am Wochenende die Aussichten auf eine politische Lösung weiter verschlechtert. Zu den drei von der Dominikanischen Republik Ausgelieferten gehört auch der 46jährige »Antxon« Eugenio Etxebeste, der 1989 im bisher einzigen direkten Kontakt mit der spanischen Regierung die ETA vertreten hatte. Sie sollen sich vor der spanischen Justiz für Morde, ein versuchtes Attentat, Entführung und unerlaubten Waffenbesitz in den achtziger Jahren verantworten. Die abgeschobenen ETA-Funktionäre trafen am Sonnabend aus der Dominikanischen Republik an Bord einer spanischen Militärmaschine bei Madrid ein. Ihre Auslieferung hatte der spanische Ministerpräsident Jose Maria Aznar bereits im September verlangt. Die drei Männer lebten seit 1989 überwacht in der Dominikanischen Republik.
Ein Sprecher der gemäßigten baskisch-nationalistischen Partei PNV kritisierte, die Aktion verschließe die Tür zu einem möglichen Dialog. Für Herri Batasuna, den politischen Arm der ETA, erklärte deren Sprecher Floren Aoiz am Sonntag, die Auslieferung sei »ein Anschlag auf die Friedenshoffnungen der baskischen Gesellschaft«. Ein Sicherheitsexperte sagte der spanischen Zeitung El Pais, die Abschiebung sei »die demütigendste Art, der ETA verständlich zu machen, daß sie jede Hoffnung auf Verhandlungen mit der Regierung vergessen kann«. Die drei Funktionäre hatten sich in der Karibik für mögliche Verhandlungen mit der Regierung bereitgehalten. ETA-Anhänger werden für mehrere Anschläge verantwortlich gemacht, bei denen am Wochenende Sachschaden entstand. In dem baskischen Ort Urduliz zündeten Unbekannte das Geschäft eines Auto-Händlers an. In Zegama wurde eine Bankniederlassung mit Brandsätzen beworfen.
Bei Zusammenstößen in San Sebastian nahm die Polizei zwei junge ETA-Anhänger fest. Vor einer Kaserne im nordspanischen Sallent de Gallego explodierte eine Bombe. Bereits am Sonnabend hatte die spanische Polizei auf einen anonymen Anruf hin einen Sprengsatz entschärft, den Unbekannte auf der Bahnstrecke zwischen Valencia und Barcelona gelegt hatten.
(AFP/jW)
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