Sihanouk will nicht mehr Kambodschas König sein
Von AP/jWDer kambodschanische König Sihanouk hat sich zum Abdanken bereit erklärt, sofern sein Schritt nicht die Lage für sein Land und sein Volk weiter erschwere. In einer am Montag in Peking verbreiteten Erklärung verlangt der Monarch außerdem, daß Ministerpräsident Hun Sen ihn dann nicht persönlich kritisieren dürfe. Die Absetzung seines Sohns Prinz Norodom Ranariddh als Ersten Ministerpräsidenten nannte der König »illegal und verfassungswidrig«. Sihanouk hält sich seit November zu einer Krebsbehandlung in der chinesischen Hauptstadt auf.
Sihanouk ließ verlauten, daß er bald nach Kambodscha zurückkehren wolle, um seinen religiösen Pflichten als Buddhist nachzukommen. Sihanouk habe seine Abdankungserklärung bereits vor einer Woche vorbereitet, hieß es weiter. Der Monarch kündigte für den heutigen Dienstag ein Treffen mit Hun Sen und Ung Huot an, der zum Nachfolger seines Sohnes gemacht wurde. Die Unterredung sei rein privat, sagte Sihanouk.
Am Montag begannen die Außenminister der ASEAN- Staaten in Singapur mit Beratungen über die Krise in Kambodscha. Zu Beginn der Tagung der Assoziation Südostasiatischer Staaten (ASEAN) zeigten sich die Minister uneins, ob die Organisation konkrete Schritte zur Lösung der Krise in Kambodscha beschließen wird. Der entmachtete Ranariddh rief in einem Fernsehinterview die ASEAN-Staaten auf, Ung Huot nicht als neuen Ersten Ministerpräsidenten anzuerkennen. Kambodscha sollte im Juni in den ASEAN aufgenommen werden. Die Mitgliedschaft wurde jedoch angesichts der internen Konflikte ausgesetzt.
Hun Sen kritisierte die Entscheidung der USA, Hilfsgelder für Kambodscha zu sperren, bis die neue Regierung ein glaubwürdiges Bekenntnis für mehr Demokratie ablegt. »Die Politik von Wirtschaftssanktionen ist nicht der Weg, um die Dinge wieder auf den richtigen Pfad zu bringen«, sagte der Regierungschef in einem am Montag im kambodschanischen Fernsehen übertragenen Interview. Hun Sen entmachtete im Juli seinen Konkurrenten Ranariddh. Bei dem Machtwechsel wurden nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen 40 Menschen erschossen. Die Armeeeinheiten, die auf der Seite Hun Sens stehen, erklärten unterdessen, daß sie die Streitkräfte Ranariddhs und die Roten Khmer bis nächste Woche aus deren Hochburg O'Smach im Norden des Landes vertreiben werden. In O'Smach halten sich 15 000 Flüchtlinge auf.
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