Aus: Ausgabe vom 27.07.2009, Seite 13 / Feuilleton
Verbrannte Bücher
An der Universität Augsburg wird eine »Bibliothek der
verbrannten Bücher« eingerichtet. Sie umfaßt
ungefähr 12000 Bände von Autorinnen und Autoren, deren
Werke bei den Bücherverbrennungen der Nazis am 10. Mai 1933 an
70 Orten vernichtet wurden. Die weltweit umfangreichste Sammlung
dieser Art wurde von Georg P. Salzmann aus Gräfelfingen in
privater Initiative in mehr als 30 Jahren aufgebaut. Versuche, sie
der Allgemeinheit zugänglich zu machen, scheiterten lange
daran, daß Salzmann sie nicht verschenken wollte.
»Über zehn Jahre haben wir uns um eine öffentliche
Einrichtung bemüht«, sagte bei der Unterzeichnung des
Kaufvertrags am Freitag der Vorsitzende des Vereins
»Patenschaften für verbrannte Bücher e.V.«,
Wolfram P. Kastner. »Die Bibliothek findet nun in der Stadt
eine Heimat, in der Bertolt Brecht geboren wurde«. Finanziert
wird der Ankauf im wesentlichen durch diesen Verein, die
Universität und die Stadt Augsburg, die Bayerische
Landesstiftung sowie das Bayerische Staatsministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst. Dessen Minister Wolfgang
Heubisch sprach am Freitag von einer »einmaligen
Quellensammlung, die einen repräsentativen Überblick
über die in der NS-Zeit geächtete deutschsprachige
Belletristik bietet« Ulrich Hohoff, Direktor der
Uni-Bibliothek, versprach: »Die Sammlung Salzmann hat bei uns
eine große Zukunft vor sich. Sie paßt hervorragend zu
unserem Bestand, wird eigene Räume bekommen und ab 2010 allen
Interessierten bis 24 Uhr zugänglich sein.«
(jW)
(jW)
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