Aus: Ausgabe vom 27.08.2009, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Verdauung der Honigbienen
Seit Jahren ergründen Wissenschaftler das Massensterben von
Honigbienen, das sie als Colony Collapse Disorder (CCD,
Bienenvolkkollaps) bezeichnen. Als Verursacher wurden die
Varroa-Milbe und diverse Virenarten ermittelt; außerdem
Bakterien, Pilze und Pestizide. Jetzt haben Wissenschaftler der Uni
von Illinois/USA CCD-infizierte Bienen mit gesunden Artgenossen
verglichen und sich dabei auf die Gentätigkeit im
Verdauungstrakt der Tiere konzentriert. Sie entdeckten bei den
erkrankten Tieren eine ungewöhnlich große Menge von
Bruchstücken der Ribonukleinsäure (RNS). Diese ist in den
Zellen maßgeblich an der Produktion von Proteinen beteiligt.
«Der einzige beständige Anzeiger für CCD in den
Proben war die Überfülle von ribosomalen
Bruchstücken», sagt die an der Studie beteiligte
Entomologin May Berenbaum. Die Forscher vermuten im Fachblatt PNAS,
daß Picorna-Viren die Ribosomen besetzen und zur Bildung
viraler Proteine zwingen. Zu den Picorna-Viren zählt neben dem
Flügeldeformationsvirus (DWV, Deformed Wing Virus) auch das
IAPV (Israeli Acute Paralysis Virus). Übertragen werden
Picorna-Viren von der Varroa-Milbe. Ist die Proteinproduktion der
Ribosomen gestört, sind die Bienen anfälliger für
schädliche Einflüsse. »Wenn das Ribosom
beeinträchtigt ist, können sie nicht mehr auf Pestizide
reagieren, nicht mehr auf Pilzinfektionen oder Bakterien oder
Mangelernährung«, sagt Berenbaum. Allein in den USA
raffte der CCD 2007 und 2008 mehr als ein Drittel der kommerziell
genutzten Honigbienen dahin.
(AP/jW)
(AP/jW)
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