Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 29.08.2009, Seite 16 / Aktion

Kein Wahrheitsministerium

Bei unserer Zeitung geht es nicht mit rechten Dingen zu – sondern ­aufklärerisch
Von Peter Steiniger
Jeder kann zum Hintermann werden – per
Genossenschaftsante
Jeder kann zum Hintermann werden – per Genossenschaftsanteil oder Abonnement
Die Botschaften der Kornkreise werden deutlicher: Diese Zeitung verdankt ihre wundersame Langlebigkeit schon längst nicht mehr allein ihren Leserinnen und Lesern, dem inhaltlichen Profil und einem entbehrungsreichen Überlebenskampf.

Was wirklich dahintersteckt, haben einige Netzaktivisten ermittelt, welche für die Aufdeckung von Verschwörungen hochkompetent sind. Es ist nicht so profan, wie Sie vielleicht meinen: Weder der Iran noch die Chinesen speisen uns aus dunklen Quellen, nicht Stasiseilschaften und nicht die Linkspartei. Auch Nordkorea bäckt jetzt für die junge Welt nicht kleinere Bomben.

Als willfährige »Steigbügelhalter der NWO« (neue Weltordnung) übermitteln wir unsere Lohnlisten gleich an deren Drahtzieher, konnten wir aus E-Mails erfahren, die voller Wut getippt worden waren. »Wahrheitssuchende« würden kein rechts oder links kennen. Ende, aus, vorbei, das war’s, tschüs, junge Welt! Sogar Leute, die noch gar kein Abo haben, wollen endlich kündigen. In Rage gebracht hat die Fangemeinde einiger »alternativer« Nachrichtenblogs ein Beitrag von Henning Böke (siehe jW vom 25.8.), in dem er beschreibt, wie Esoteriker und rechte Verschwörungstheoretiker in »sozialen Netzwerken« ihr Unwesen treiben. Infoglaubenskrieger können nicht gut einstecken. Neben Gezeter gab es auch sachliche Einwände. Zu vieles würde über einen Kamm geschoren, die Foren wären schließlich auch ein Platz für vom Mainstream unterdrückte Informationen.


Allerdings steht manch »alternative Nachrichtenplattform« dem Mainstream sehr nahe. Es kommt nicht von ungefähr, daß in der Unterhaltungsindustrie Irrationales zunimmt, von Geisterjägern bis Parapsychologen. Wo alles in einer trüben Suppe zusammengerührt wird, fischen auch Antisemiten, Nazis oder »Querfrontler«, die auch als Rechtsaußen noch links blinken. Esoterik und Irrationalismus machen die Birne weich auch für rechte Wahnideen. Nicht zuletzt geht es ganz trivial um den Reibach mit obskuren Pamphleten, mit Gold oder Wunderpillen.

Die junge Welt polarisiert. Sie verkündet keine alleinseligmachende Wahrheit oder Linie. In einer breit gefächerten Linken kann sie nicht »Everybodys darling« sein. Sie stößt Diskussionen an. Dabei bürstet sie gegen den Strich und stellt die »Wahrheiten« der großen Bewußtseinsproduzenten auf den Prüfstand. Die junge Welt bezieht ihr »Geheimwissen« aus einer rationalen, materialistischen Weltanschauung. Und trotz unserer mächtigen neuen Hintermänner halten wir für Erwählte immer noch ein paar Abos bereit.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Thomas Loch: Wir waren schon weiter! Gefunden in: http://www.mlwerke.de/le/le19/le19_003.htm „Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug, und sie werden es immer sein, solange sie nicht ler...
  • Marian H.: Klingt ähnlich Ich frage mich ernsthaft, was die junge Welt treibt, auf dem Thema "infokrieger, Verschwörungstheoretiker" usw. so stark rumzureiten, dass sie erst einen - wie sie selbst schon erkannt haben - einen, ...

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