Aus: Ausgabe vom 03.09.2009, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Halbtote Sprachen
Australische und deutsche Wissenschaftler erforschen in einem
angelaufenen Projekt Lieder und Sprachmelodien nordaustralischer
Ureinwohner. Die Musikethnologin Gretel Schwörer-Kohl vom
Musikwissenschaftlichen Institut der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg (MLU) wandelt diese Melodien in Notenschrift um,
wie die Hochschule mitteilte. Die digitalisierten Aufnahmen der
Aborigines, die Übersetzungen der Texte, die Notenblätter
und die daraus gewonnenen Forschungsergebnisse sollen im Archiv
für bedrohte Sprachen im Max-Planck-Institut für
Psycholinguistik in Nijmegen (Niederlande) archiviert werden. Die
Arbeit der halleschen Wissenschaftlerin beginnt, wenn die Texte der
Lieder durch Linguisten übersetzt worden sind. Anhand der
erstellten Notenschriften könne sie untersuchen, ob es
eventuelle Melodienverwandtschaften gibt, beispielsweise zwischen
den verschiedenen Ethnien der Aborigines in Australien und
Einwohnern Papua-Neuguineas. Zwei Drittel der weltweit rund 6500
Sprachen sind nach Angaben der Hochschule vom Aussterben bedroht.
Häufig seien veränderte geografische oder
gesellschaftliche Bedingungen dafür verantwortlich oder auch
die schwindende Zahl derer, die die oft nur mündlich
überlieferte Sprache noch sprechen und weitergeben
können.
(ddp/jW)
(ddp/jW)
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