Aus: Ausgabe vom 10.09.2009, Seite 13 / Feuilleton
Altar-Pogo
Punk in der DDR hieß in der Regel Pogo vor dem Altar, weil
die evangelische Kirche Punks in ihre Räume ließ bzw.
diese für Bandproben und Konzerte zur Verfügung stellte.
»Punker tanzten in Ost-Berlin stundenlang vor dem Altar der
Galiläa-Kirche in der Rigaer Straße. Mädchen mit
grell bemalten Gesichtern, Jungen mit bunten Strähnen im
streichholzkurzen Haar... Vor dem Altar stehen Lautsprecherboxen,
Mikrofone. Im hellfarbenen Taufbecken aus Sandstein liegen Kabel,
Steckdosen. Rund 200 Leute sitzen auf den hölzernen
Bänken oder stehen in der Nähe des Eingangs. Mit dem
gekreuzigten Jesus im Hintergrund füllt Punkmusik – made
in ›DDR‹ – dröhnend das Kirchschiff
....« berichtete etwa die Westberliner Frontstadtzeitung BZ
am 27. Juli 1981 aus Ostberlin. Ab 1983 hatte dann der Staat von
derlei Events genug und ging gegen die Punkszene vor. Die Band
Namenlos beispielsweise war wegen ihrer Texte diversen Repressalien
(Verhaftungen, Gefängnis) ausgesetzt. Heute um 20 Uhr tritt
sie live vor historischer Kulisse, in der Galiläakirche in
Berlin-Friedrichshain, Rigaer Straße 9–10 auf. Vorher
diskutieren ein paar Veteranen: der ehemalige Pfarrer Cyrus, ein
Galiläa-Punkgirl (China) und A-Micha (Namenlos) und der
Blues-Messen-Historiker Dirk Moldt. (ah)
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