Antikommunismus, der (m.) ist eine Bezeichnung für die
geistige und politische Reaktion auf sozialistische und
kommunistische Forderungen. Aus antikommunistischer Sicht
gehört dazu, was oder wer den Kapitalismus und das große
Privateigentum zugunsten von Gemeineigentum in Frage stellen
könnte: Gewerkschaften, linke oder sich nur links gebende
Parteien, Antifaschisten, Brecht-Stücke, die gesamte
DDR-Literatur und lesende Ostdeutsche, die Geschichte der
Arbeiterbewegung und der sozialistischen Länder,
Aufklärung, deutsche klassische Philosophie und Literatur,
Marxismus und Denken überhaupt. In der Bundesrepublik ist A.
seit 60 Jahren mit der Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus
als »totalitär« Staatsreligion. Historisch trat
staatlich verordneter A. nach der Revolution von 1789 auf. Das
Verlangen, die in der bürgerlichen Revolution errungene
rechtliche Gleichheit zur sozialen Gleichheit voranzutreiben, wird
seither von bürgerlichen Regierungen mit Morden, Verboten,
Geheimdiensten, Haftstrafen, Folter und ideologischer Raserei
beantwortet. 1797 wurde Gracchus Babeuf wegen seiner
»Verschwörung der Gleichen« hingerichtet, 1848
skizzierten Marx und Engels die »heilige Hetzjagd«
Europas auf »das Gespenst des Kommunismus«.
Abschlachtung der Pariser Kommunarden 1871, Sozialistengesetz 1878,
blutige Niederschlagung der Novemberrevolution 1918/19, Terror
gegen Kommunisten und Sozialdemokraten ab 1933, Überfall auf
die Sowjetunion 1941, KPD-Verbot 1956, Radikalenerlaß 1972
und Anti-DDR-Hetze ohne DDR seit 1990 haben Deutschland zum
Traditionszentrum des A. gemacht. Irrationalismus kam hier zu
besonderer Blüte. Die USA haben A. im Kalten Krieg gegen die
Sowjetunion und gegen die »Dritte Welt« weltweit
etabliert.(asc)
Weiterführende Literatur aus dem jW-Shop: Hans Heinz
Holz: Deutsche Ideologie nach 1945; Klaus Gietinger: Der
Konterrevolutionär. Waldemar Pabst – eine deutsche
Karriere; Horst Schneider: Gruselstory – Checkpoint
Charly
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.