Letztes Geleit für Jürgen Kuczynski
Mehr als 200 Menschen haben am Freitag auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin Jürgen Kuczynski das letzte Geleit gegeben. Der Wirtschaftswissenschaftler und Publizist war am 6. August im Alter von 92 Jahren in Berlin gestorben. Der Familie des Gelehrten - den zwei Söhnen und der Tochter sowie der 90jährigen Schwester des Verstorbenen, Ruth Werner - folgten Freunde und Weggefährten. Die Witwe, Marguerite Kuczynski, konnte wegen einer schweren Erkrankung an der Zeremonie nicht teilnehmen.
Vor dem offenen Grab unweit der letzten Ruhestätten des Dramatikers Heiner Müller und des Malers und Grafikers Herbert Sandberg verneigten sich auch die PDS- Spitzenpolitiker Lothar Bisky, Gregor Gysi und Hans Modrow. Zuvor hatte Kuczynskis Sohn Peter daran erinnert, daß sein Vater es als großes Glück empfunden hatte, bis zum letzten Tag seines Daseins arbeiten zu können. Kuczynskis letztes Buch soll zum 93. Geburtstag im September dieses Jahres erscheinen. Sohn Thomas, Wirtschaftshistoriker wie sein Vater, würdigte den Vater als einen Menschen von »geradezu enervierendem Optimismus«. Bis zuletzt habe er die Hoffnung auf eine große Wende hin zu einer besseren Gesellschaft bewahrt. Sein Vater sei »ungemein widersprüchlich und ganz einfach zugleich« gewesen.
Kuczynski, 1904 in Elberfeld geboren, galt als Grandseigneur der DDR-Gesellschaftswissenschaften. Zu seinem Werk zählen mehr als 4 000 Publikationen, neben wirtschaftswissenschaftlicher und soziologischer Literatur auch seine vielgelesenen Bücher »Ein hoffnungsloser Fall von Optimismus?«, »Dialog mit meinem Urenkel« und »Fortgesetzter Dialog mit meinem Urenkel«.
(jW/ddpADN)
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